Die Zugsanfahrt dauerte gestern gut 1,5h länger als geplant. Unterwegs lese ich in der App der DB ab Mannheim: Ausserordentlich hohe Auslastung und Polizeieinsatz ab Koblenz. Die Reisenden beginnen sich in den Gängen auf die Füsse zu treten, so rappelvoll ist der Zug inzwischen. Das Personal brauchte wohl eine gesunde Portion Geduld, mussten sie doch wiederholt darauf hinweisen bzw. durchsetzen, dass das 9.-€ Ticket im EC keine Gültigkeit hat.
Nach einem späten Abendessen und dem ersten deutschen Hefeweiss, schlafen wir tief und wachen rechtzeitig auf, so dass wir unsere Räder wie gewünscht um 08:30 aus der Garage fahren. In Duisburg finden wir eine kleine Bäckerei, die Tee, Kaffee und nach Wunsch belegte Brötchen verkauft.
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Zusammen mit Komoot und Google Maps finden wir den Weg aus der Stadt hin zum Einstieg auf die EuroVelo Nr. 15 Route.
Der Weg führt über Brücken, durch Pärke, kleine Dörfer mit wunderschönen Gehöften, über Felder, entlang bezaubernder Hecken und entlang etlicher Deiche. Die Brombeerhecken und der Holunder blühen. Die Gräser auch; mich beissen die Augen. Nur nicht dauernd reiben!
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Auf der Wegstrecke müssen wir oft die Route überprüfen. Es gibt so viele Möglichkeiten und Varianten die Strecke abzufahren.
In Büderich legen wir die Mittagspause ein.
Ab Büderich geht es weiter durch Naturschutzgebiet. Plötzlich lese ich auf einer Tafel: „Hörerlebnis“. Etwas erstaunt steige ich vom Fahrrad und verstehe. Nebst Wasserbüffeln kann man wunderbar Kiebitze beim Brauttanz beobachten, hört Bekassine, Wildgänse und manch andere Vögel. Sie alle haben sich an einem Baggersee versammelt.
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Bald darauf treffen wir im Städtchen Xanthen ein. Ein Besuch lohnt sich. Wer sich für Archäologie interessiert, kann den Park besuchen. Wir wollen indes weiter. Der Weg führt an der Xanthener Südsee vorbei. Die Anlage ist wunderschön, so dass wir vor Begeisterung zu weit fahren. Also umkehren und in Richtung Xantener Nordsee fahren bis wir unser Etappenziel Niedermörtmer erreichen. Bis hierhin wären es ca. 60 km, mit unseren Schlaufen sind es bereits 70 km.
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Mein herzensguter, allerliebster Mann hatte vor Abfahrt keine Bedenken, einen Ort für die Übernachtung zu finden, meinen Unkenrufen zum Trotz blieb er zuversichtlich. Ich liess mich wider meinen Instinkt mitreissen, da wir im Voraus nicht wissen konnten, wie weit wir am ersten Radtag zu fahren vermochten. Nur leider, leider ist alles ausgebucht und es ist Pfingstwochenende….
Also weiter nach Rees. In Rees: Auch keine Zimmer frei 🤣 !!! Nerven behalten, stoisch im Internet weitersuchen und auch in Kauf nehmen, dass wir im schlimmsten Fall ein Stück Weges zurückfahren müssten. Plötzlich erscheint das Haus Nachtigall, in Uedem. Gleich buchen! Es ist das einzige freie Zimmer in einem Umkreis von 20 km. Doch nun soll es auf schnellstem Weg dahin.
Wir fahren auf der Bundesstrasse 67 direkt zum Gasthaus.
Wir sind heute 88,3 km gefahren. 😅 und Glück hatten wir. Draussen übernachten ist nun wirklich nicht so mein Ding, schon gar nicht bei dem Wind und dem Regen, der vorhergesagt wird.