Nun ist unser Aufenthalt in Överrissjö vorbei. Den tiefen Winter haben wir genossen und die befürchtete Eiseskälte lernten wir in diesen Tagen nicht kennen.
Obwohl die Rentiere vor Tagen ihren Weg von den Fjälls hinunter nach Südlappland aufgenommen haben, haben wir in den vergangenen Tagen kein einziges gesehen. Sie hätten längst hier sein sollen, erfahren wir. Dies sei auch der Klimaerwärmung geschuldet. Die Tiere machen sich später auf den Weg und zurzeit liegt der Schnee hoch und pudrig, so dass die Tiere mit ihren dünnen Beinen schwer durch kommen.
Heute hat uns Christine noch nach Åsele gebracht, wo wir uns von ihr verabschieden.
Jetzt sitzen wir also im spärlich besetzten Bus und schauen gespannt in die weiten Wälder, die noch stundenlang an uns vorbeiziehen werden, stets in der Hoffnung doch noch ein Rentier oder einen Elch zu erhaschen. Es sind 163 km mit dem Bus von Åsele nach Umeå.
«Schau!», ruf ich, als ich doch tatsächlich ein einzelnes helles Rentier in der Nähe der Strasse zwischen den Bäumen sichte. «Hast du es auch gesehen?» Es lag auf dem Boden und schaute gegen die Strasse. Wir freuen uns beide ungemein.
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Der Buschauffeur fährt inzwischen nicht «nur» wegen des Schneenebels (snödimma) oder Schneerauchs (snörök), der Sicht verunmöglicht, langsamer, er erwartet weitere Tiere. Tatsächlich, wenig später trifft der Bus erst auf ein einzelnes, dann auf zwei weitere Rentiere. Diese sind dunkler. Sie laufen mitten auf der Strasse. Es bestätigt Christines Aussage. Der tiefe Schnee macht den Tieren zu schaffen und sobald irgendwo eine Strasse gepflügt oder ein Skooter seinen Weg gebahnt hat, ziehen sie diese Wege vor. Damit wandern sie bislang auch an unerwünschten Stellen, auf Langlaufloipen beispielsweise.
Wir sind jetzt etwa eine dreiviertel Stunde unterwegs, als wir vor Freude hochfahren. Ein ganzes Rudel trabt auf der Strasse vor dem Bus. Wir bewundern den Chauffeur, der ganz langsam und sorgfältig an den Tieren vorbeifährt, ohne diese zu bedrängen. Was für ein Erlebnis! Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir das noch sehen durften. Das Abenteuer Südlappland hat sich auf der ganzen Linie gelohnt.