Hallo zusammen,
das letzte Mal habe ich euch vom Seminar zur 3. Lebensphase geschrieben. Diesmal geht es ums Klären der finanziellen Ausgangslage nach Pensionierung bzw. zu einer Frühpensionierung.
In meinem Umfeld höre ich oft: «Ich möchte gerne, doch das kann ich mir wahrscheinlich gar nicht leisten» oder aber «da passiert nicht viel, das reicht längstens aus».
Ich brauche Klarheit, denn letztlich entscheidet das Portemonnaie und meine Ansprüche mit, was ich mir leisten kann oder will und was nicht. Zudem bin ich bereits zum dritten Mal von gesetzlichen
Änderungen betroffen, die meine zu erwartenden Rentenansprüche aus der Pensionskasse deutlich haben schrumpfen lassen.
Diese Fragen will ich klären
- Wieviel Geld brauche ich zum Leben?
- Was für Träume will ich noch verwirklichen?
- Welche Abstriche bin ich bereit vorzunehmen?
Vorgehen
Ich habe also mal im Internet nach Budgetvorlagen gesucht. Da hilft u.a die Seite der Budgetberatung Schweiz weiter.
Danach sammelte ich alle Angaben, die ich mittels Unterlagen zusammentragen konnte und hielt fest, welche Auslagen ich genauer überprüfen wollte. Es ist gar nicht so lange her, da wusste ich
haargenau wieviel Geld wofür verwendet wird. Doch sobald die Kinder ausgeflogen waren und ich mehr Spielraum hatte, wurde ich grosszügiger mit mir. Was ja auch ok war, nur eben, nun weiss ich
nicht mehr so genau, wieviel Geld ich effektiv für Kaffee unterwegs oder ein Buch, das ich im Vorbeigehen kaufe, ausgebe. Für diesen Prozess der Auslagenbestimmung habe ich jeweils einen Aspekt
aufs Mal beobachtet. Also zuerst die Auslagen für Lebensmittel und den Haushalt im Allgemeinen, danach sammelte ich die Informationen zu meinen Auslagen für auswärtige Verpflegung und meine
Kaffees, die ich so gerne am Morgen im Café, gegenüber meinem Büro genoss. Zeitungslesen und «äs Käfeli», was gibt es Schöneres, bevor der Arbeitstag beginnt. Und so machte ich es mit allen
weiteren Posten, bis ich mir Überblick verschafft hatte. Gut war, dass zeitgleich ein befreundetes Paar ähnliche Überlegungen anstellte und wir uns gegenseitig mit Informationen belieferten oder
unsere Gedanken teilen konnten.
Ja und dann kam die Überraschung. Die Fixkosten sind höher als vermutet und das Sparpotential bei den Lebensmitteln, selbst beim Verzicht auf exzellenten Käse oder feinen Wein sind verschwindend
klein. Ok, aber zumindest weiss ich jetzt wie mein privates Budget aussieht. Sparen kann ich bei den Ferien, der Kultur, dem Kleider- und Schuhkauf. Weiter kann ich Abonnemente aufkünden und
Vereinsbeiträge sowie Mitgliedschaften streichen. Es muss ja nicht alles aufs Mal sein.
Informationsquellen
Jetzt will ich wissen, wie sich meine Einnahmen im Falle einer frühzeitigen Pensionierung verändern. Dazu fordere ich den AHV-Auszug ein, lasse eine provisorische Rentenberechnung vornehmen und
prüfe meine Pensionskassenauszüge. Ja, ich habe zwei Auszüge, denn ich habe immer mehrere Arbeitgebende gehabt bzw. meine Teilzeitstellen beibehalten, als ich auf 100% (und mehr) hochfuhr. Wenn
ich in Frühpension gehe, dann zieht dies merkliche Einbussen nach sich. Die Rentenansprüche aus der AHV und den Pensionskassen ergänze ich in meiner Tabelle und kann nun mit unterschiedlichen
Pensionierungszeitpunkten «spielen». Die AHV will ich unter allen Umständen erst bei Eintritt der ordentlichen Pensionierung beziehen. Weiter helfen mir Überlegungen wie: «Wieviel brauche ich
wirklich zum Leben; was ist mir wichtig; wie schnell verändert sich mein soziales Umfeld; wie gesund bin ich und hat sich die gesundheitliche Situation meines Umfelds verändert?».
Entscheidungsgrundlage
Mir ist Freiraum wichtig. Mir ist die Zeit wichtig, die ich mit meinem Mann verbringen kann und er ist bereits pensioniert. Nein! Ich begebe mich nicht in finanzielle Abhängigkeit. Für
finanzielle Unabhängigkeit habe ich gekämpft und das werde ich auch bei einer eventuellen Frühpensionierung aufrechterhalten.
Aufpassen muss ich bei der AHV. Wer sich frühzeitig pensionieren lässt, muss unter Umständen Beiträge als Nichterwerbstätige leisten, ausser man verdient noch selber genügend dazu, um die
AHV-Beiträge bis zur ordentlichen Pensionierung abzudecken. Die Beträge berechnen sich entlang der Renteneinkünfte beider Partner (!) und des Vermögens. Auf der Seite des Bundes kann man das
einfach ausrechnen. Also berechne ich auch das, denn ich will keine Kürzung der AHV riskieren.
Ich kenne meine Einnahmen aus meiner Teilzeittätigkeit, ich kenne meine PK-Rente bei Aufgabe der Haupttätigkeit, ich weiss, wieviel ich AHV-Nichterwerbstätigen-Beiträge leisten müsste und dass
ich mit dem Auflösen der 3.-Säule-Konti ein Pölsterchen habe, das ich verwenden kann bis zur ordentlichen Pensionierung. Und ich weiss, wie meine Situation beim Eintritt der ordentlichen
Pensionierung mit AHV sowie den beiden Renten aus den zwei Pensionskassen unter Berücksichtigung einer partiellen Frühpensionierung aussieht. So und das ist schon ganz schön viel!