Während Weihnacht und Neu Jahr hat mich eine gewisse Unruhe gepackt, da ich mich frage, wie ich die Dunkelheit in Südlappland wohl erleben werde – zwei Wochen lang! Nur, was sind schon zwei Wochen im Vergleich zu den Monaten, welche die Menschen hier oben Jahr für Jahr erleben.
Je näher die Abfahrt rückt, umso mehr bin ich um die kalten Temperaturen besorgt. -39° C war es kürzlich in Åsele, Schweden, deutlich kälter als das, was ich vom Engadin kenne.
Ich hatte mir zwar vorgenommen dieses Jahr keine neuen Kleider zu kaufen, sondern mit dem auszukommen, was ich habe. Bei der Vorstellung von -39° C knicke ich bereits ein und kaufe mir eine warme Wanderhose, unter der ich noch warme Strumpfhosen oder Thermowäsche tragen kann.
Am 5. Januar fliegen wir von Zürich nach Stockholm und gleichentags weiter nach Umeå. Gut haben wir zwei Stunden Aufenthalt. Den brauchen wir, müssen wir doch unsere Koffer holen, durch den Zoll und danach wieder frisch einchecken.
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Es ist bereits dunkel, als wir am Flughafen Umeå ankommen. Ein «flygbuss» fährt uns in wenigen Minuten in die Stadt. Umeå ist menschenleer. Feine Schneeflocken tanzen im milden Licht der Strassenlampen. Hie und da sehen wir noch verzierte Weihnachtsbäume.
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Es ist «trettondedag jul», der 13. Tag nach Weihnachten, bei uns besser bekannt als Dreikönigstag. Dies ist ein offizieller Feiertag hier, also ist alles bis auf ICA geschlossen. ICA ist ein bekannter schwedischer Detailhändler so wie Coop oder Migros in der Schweiz.
Christine fährt den ganzen Weg von zuhause hoch nach Südlappland, so dass wir vor Ort ein Auto haben und etwas unternehmen können. Unterwegs wird sie Vivi und Louis abholen, will bis Gävle weiterfahren, wo sie übernachten möchten und uns dann, so das Wetter mitspielt, am 6. Januar in Åsele abholen.
Von unterwegs orientiert uns Christine, dass sie Vivi in Travemünde und Louis in Linköping wohlbehalten aufladen konnte und dass sie gut vorankämen. Dank Fotos von unterwegs wissen wir nun wie Vivi und Louis aussehen.
Für uns geht es morgen weiter mit dem Bus von Umeå nach Åsele.
Je weiter die Fahrt ins Landesinnere führt, umso verschneiter ist die Landschaft. Es schneit nun auch ganz leicht. Zum Glück ist der Schneefall nicht so heftig, wie vor wenigen Tagen angekündigt. Um 14:00 h beginnt es bereits einzudunkeln. Als wir pünktlich in Åsele eintreffen ist es stockdunkel. Die 2,5 h Fahrt war überraschend kurzweilig, führte auf kaum befahrenen Strassen durch dichte Wälder und hielt nur fünf Mal. Dies, weil der 6. Januar hier ein Feiertag ist und die Busse wie an Sonntagen nicht an allen Stationen halten. Das tolle an diesen Busstationen ist übrigens, dass die grösseren Orte einen beheizten Wartsaal haben.
Nur 20 Minuten nachdem Christine selber in ihrem Haus eintraf, Louis und Vivi mit ihren Koffern abgeladen hat, holt sie uns um 16:30 h an der Busstation ab. Fröhlich lachend erzählt sie, wie ihre Fahrt war und dass Vivi sowie Louis schon mal Zimmerbezug machen würden.
Jetzt sind wir also alle zusammen, die wir für eine Woche bis zehn Tage zusammen Schwedisch vertiefen wollen. Vorsichtshalber habe ich erst mal für eine Woche zugesagt. Ich will schauen, wie sich das Zusammenleben entwickelt.
Es riecht köstlich aus der Küche, denn Louis hat bereits mit dem Kochen angefangen. Es sei ein typisch schwedisches Gericht, das Biff Rydberg heisst. Es handelt sich hierbei um klein geschnittene Bratkartoffeln, gedünstete Zwiebeln und Rinderfilet an Bratensauce. Das Gericht soll nach einem Reeder und Grosshändler namens Abraham Rydberg benannt sein.
Nun bin ich gespannt, wie das Zusammenleben funktionieren wird.