Es ist ja schon etwas komisch, dass ich meine Schwedisch-Lehrmittel nach Italien mitnehme, wenn ich doch seit Jahrzehnten Italienisch lernen will. Ich habe mir auf Italienisch ein mageres Niveau A1 (nach GER) angeeignet und es macht richtig Spass mit Händen und Füssen zu sprechen. Wenn die Italienerinnen merken, dass ich versuche in ihrer Sprache zu radebrechen, dann sprechen sie selber bewusst langsam mit mir, so dass ich ihnen folgen kann. Es macht Spass so viel zu verstehen, auch wenn ich selber noch kaum einen ganzen Satz herausbringe und über Gestik und Mimik noch kräftig mithelfen muss 😉. Doch heute lerne ich fleissig Schwedisch, da ich im nächsten Monat in eine bereits laufende Klasse einsteigen will und es regnet ununterbrochen seit dem Morgen.
Um 15:00 Uhr hört es endlich auf mit der Regnerei, so dass wir unsere Rucksäcke packen und der Strasse entlang zum nächsten Mercato marschieren, um unsere Einkäufe für die nächsten Tage zu tätigen.
Auf dem Rückweg sichten wir plötzlich einen Menschenauflauf, wo vor wenigen Minuten noch niemand war. Was da in so kurzer Zeit passiert ist? Als wir näher kommen lüftet sich das Rätsel. Die Kinder werden von der Schule abgeholt! Selbst ein Polizist steigt gerade aus seinem Auto aus und hält bereits eine Kelle in der Hand. Er ist bereit, die Eltern und ihre Kinder über die überhaupt nicht dicht befahrene Strasse zu geleiten. Zudem sehen die Kinder gar nicht so klein aus, vielleicht so etwa vierte Primar? Wir staunen und sind sehr überrascht! Doch wenn das hier so üblich ist, wird mir auch klar, weshalb Auswärtige in der Schweiz bisweilen kaum fassen können, wie vermeintlich unverantwortlich wir unsere Kinder alleine zur Schule schicken. Während das Gesehene in meinen Augen überbehütet wirkt und ich überzeugt bin, dass der Schulweg ein wichtiges Lernfeld ist, so kann ich nur feststellen, dass derselbe Anlass durch unterschiedliche Brillen betrachtet doch äusserst unterschiedlich ausfallen kann. Nun, den Grund für das beobachtete Verhalten kenne ich nicht und es hat bestimmt einen, also lass ich es mit voreiligen Schlüssen.