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Covid-19 Krankheitsverlauf

Wie wir Corona erleben?

 

Mein Mann wird müd und müder, schläft ungemein viel, mag nichts essen und wenn, ein Viertel des Üblichen und nichts Solides. Ich fühle mich träge, kann aber lesen, liege viel oder döse vor mich hin. Das Kochen übernehme ich. Zwiebelsuppe, Zwieback, Zwiebelsuppe, Zwieback, Zwiebelsuppe, Gerstensuppe, Salzkartoffeln, Linsensuppe, eine Mandarindlihälfte, Blumenkohlsuppe, Grünerbssuppe aus frischen Erbsen, dann aus getrockneten Erbsen. Alles ohne Rahm und ohne Alkohol. Wir haben Durst, ungemein Durst und trinken viel Kräutertee.

 

Meine Glieder schmerzen, ich weiss nicht mehr wie sitzen noch liegen, es zieht widerlich vom Kreuz über die Pobacken der hinteren Seite der Oberschenkel entlang zum Knie. Heisse Bäder helfen und wenn nicht, dann ein Aspirin. Der Kopf brummt, bei mir, bei meinem Mann. Er klagt über einen schweren Magen, einen Klumpen, einen Stein. Der Schlaf sei gestört, er wacht bis zu fünfmal auf, tigert im Wohnzimmer umher, unruhig, verunsichert. Auch ich wache öfter in der Nacht auf und verspüre den Drang mich zu bewegen. Doch irgendwann hört auch dieser Spuk auf. Alle Stunden reissen wir die Fenster auf, lüften gründlich. Es dürstet uns nach Frischluft! Komisch, so eine Krankheit habe ich noch nie erlebt. Wir stehen jeden Tag auf und kleiden uns an. Das tu ich bei einer Grippe definitiv nicht. Drei Tage Bettruhe und drei Tage schwitzen. Diesmal ist alles anders. Covid-19 ist anders.

 

Die Kopfhaut sei noch nicht gut, sagt mein Mann. Er nimmt ab, verliert Kilo um Kilo, wird schwächer und schwächer. Mit Reis, Salzkartoffeln oder Kartoffelstampf versuche ich etwas Kalorien für ihn aufzubereiten. Als er mir sagt, er hätte nach der ersten halben (!) Kartoffel, die nicht mal faustgross war, bereits genug, beginne ich mir Sorgen zu machen.

 

Unsere Quarantäne endet, sofern wir zwei Tage symptomfrei sind, am 18. Dezember. Auf mich trifft dies zu. Mein Mann scheint alles doppelt so intensiv und doppelt so lange zu durchleiden und doch ist eine langsame Verbesserung spürbar. Am 20. Dezember meint er, nun sei er auch auf dem aufsteigenden Ast. Ich bin über den Berg und fühle mich wohl noch etwas reduziert, aber ansonsten gut. Wir wissen und sind ungemein dankbar, dass wir trotz allem Unangenehmem einen milden Covid-Verlauf erlebt haben. Kein Fieber, keine Atemnot, kein Geschmacksverlust. Im Gegenteil, wir haben den Eindruck die Bitterstoffe im Chicoréesalat heute deutlicher wahrzunehmen und Guetzli sind schlicht zu süss. Alkohol? Nein danke, das widersteht mir zurzeit klar. Damit wird der Dezember 2020 zum zuckerärmsten und alkoholfreisten Monat seit Jahrzehnten. 😉

 

Noch nie habe ich im Dezember Gewicht verloren, 2020 macht es möglich, naja. Ich verlor drei, er sieben Kilo.

 

Eine Frage nagt: «Wo bloss, haben wir uns angesteckt?» Obwohl wir den möglichen Zeitpunkt eingrenzen können, können wir nicht mit Bestimmtheit ein Ereignis dem Ansteckungsmoment zuweisen. War es ein Kaffee zu viel, den wir auswärts konsumiert haben? War es der Sanitär, der bei uns während zwei Stunden fünf Tage vor Krankheitsausbruch tätig war? Wir werden es nie erfahren. Eins weiss ich indes. Das Virus ist schnell, schneller als ich, trotz aller Vorsichtsmassnahmen. Passt auf euch auf und bleibt gesund.