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Erstes Jahr in Teilzeit-Frühpensionierung

Es ist nun ein Jahr her, dass ich rückwärts und vorwärts rechnete, Abklärungen traf bei der AHV-Zweigstelle und meiner Pensionskasse, ein Budget erstellte und dies im Verlauf des Jahres so zeitnah wie möglich überprüfte.

 

Gleich vorweg:

  • Ich geniesse die gewonnene Zeit, vor allem das Ausschlafen am Morgen!
  • Ich schätze es ungemein, dass ich unter der Woche bei schönem Wetter losmarschieren, im Garten arbeiten oder mit dem Velo in die Stadt fahren kann.
  • Ich liebe es morgens ausgiebig die Zeitung in den Händen zu halten und zu lesen.
  • Ich habe wieder Lust Bücher zu lesen und mich mit anderen darüber auszutauschen.
  • Ich habe Zeit die Zutatenliste auf Lebensmitteln nach Palmöl oder auf andere ungeheuerliche Beigaben zu überprüfen. Ich lege jene Produkte dann wieder zurück ins Regal und suche, bis ich finde, was ich will.
  • Ich backe wieder Brot und dies mit Wonne. Es braucht genau drei Zutaten: Mehl, Wasser, Salz. Ja, das reicht. Ich liebe Roggenbrot. Wenn ich Dinkel bearbeite, brauche ich noch Hefe. Das ist alles! Nicht 70 Zutaten… wozu auch? Meine Brote schmecken richtig gut!
  • Ich habe Zeit Konfitüren einzukochen, Kräuter zu trocknen, Gemüse einzulegen.
  • Ich habe Zeit für verunfallte Personen aus meinem Umfeld und kann sie in Administrativem entlasten sowie regelmässig besuchen. Wie hätte ich das zuvor nur gemacht?!
  • Ich treffe mich mit Freundinnen und Familie auch mal unter der Woche und zur Mittagszeit.
  • Ich bin neugierig unterwegs, suche neue Erfahrungen und entdecke mir noch Unbekanntes.

 

Fazit:

  • Ich bin ein Genussmensch und kann es mir jetzt so einrichten.
  • Ich und mein Mann haben Zeit füreinander!
  • Wir sind trotz ordentlichem Altersunterschied beide noch fit und munter unterwegs.
  • Mein Entscheid, in eine Teilzeit-Frühpensionierung zu gehen, ist für mich bzw. uns richtig.

 

Herausforderungen?

  • Also, jede Ausgabe festhalten, und zwar so, dass am Ende des Jahres eine aussagekräftige Überprüfung der Einnahmen und Auslagen möglich ist.
  • Mindestens zwei Mal überlegen, ob wirklich auf ein neues T-Shirt verzichtet werden soll.
  • Sich nicht zu viele Auslagen verkneifen. Ein Kaffee hat meistens Platz.
  • Den erst vor drei Jahren ausgiebig aufgenommenen Kulturgenuss schon wieder zurückfahren.

 

Erkenntnis?

  • Rechnen lohnt sich; rechtzeitig und vor dem grossen Schritt in die Frühpensionierung.
  • Der Altersunterschied hatte Einfluss auf meine Entscheidung vor einem Jahr.
  • Durch das systematische Festhalten der Auslagen, kann man sich an die neue Ausgangslage anpassen. Dadurch lösen sich diffuse Ängste in Luft auf.
  • Es hat noch lange Platz, um sich mit Freundinnen zu treffen, Gäste zu bewirten, auch mal auswärts zu essen oder ein Glas Wein zu trinken.
  • Es hat Platz ins Kino zu gehen, ins Theater, in ein Musical, eine Oper oder zu einer Kleinkunstbühne, ohne dass der Gürtel andernorts zu eng geschnallt werden müsste.
  • Es ist einfach anders und es ist gut wie es ist. 😊

 

Teilzeitarbeit

Oha, also das steht da noch nicht. Ich geh ja noch einer bezahlten Arbeit nach. Es sind verschiedene Kleinstaufträge. Nach kurzer Zeit erinnerte ich mich, weshalb ich vor Jahren, meine diversen Teilzeitstellen zugunsten einer 80%-Stelle zu minimieren suchte. Teilzeit frisst Zeit. Ich werde doch keine vier Stunden Arbeitsweg für eine zwei-stündige Sitzung aufschreiben, wenn ich für 10% angestellt bin. Auch Mails sollten bei entsprechendem Verantwortungsbereich regelmässig bearbeitet werden und damit bin ich gedanklich stets bei der Arbeit. 10%-Anstellung hin oder her. Da brauchte es einen Findungsprozess. Die Relationen müssen stimmen. Letztlich ist es meine Entscheidung, was ich daraus mache.

 

Was mir aber wirklich gefällt, das ist das Unterrichten. Die Tage lassen sich vorab planen, der Einsatz ist klar und dann habe ich wieder frei.

 

Der Zufall will es, dass ich diesen Monat ein Angebot erhalten habe, diese Teilzeittätigkeit des Unterrichtens auszubauen. Schon lustig, was mir da so im richtigen Moment «zu fällt». Perfekt! Das gibt mir Raum anderes wieder loszulassen. Mal schauen, was passiert. Ich erzähl in einem Jahr darüber.

 

Noch etwas: Auch mit 60 Jahren sind Teilzeit-Einsätze in meinem Tätigkeitsbereich, der Bildung, erhältlich.

 

Aber Achtung: Nicht alle Angebote annehmen, denn die vielen kleinen Aufträge sind Zeitfresser und da bleibt plötzlich kaum mehr etwas von der gewonnen zeitlichen Freiheit. Die erforderliche Höhe der Einnahmen bis zur ordentlichen Pensionierung ist errechnet. Je nach Ausgangslage macht es allenfalls doch mehr Sinn, sich auf eine Anstellung mit höheren Stellenprozenten zu konzentrieren.

 

 

Weitere Informationen unter: Zweites Jahr in Teilpensionierung