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Als wir mit dem Velo weggefahren sind, war es noch stark bewölkt, eine Wolke sah dramatisch schwarz aus, doch das Wetter-App versichert uns, dass es in den kommenden Stunden keinen Regen geben wird. Bei frischen 12° Grad und Wind fahren wir los. Direkt vom Campingplatz Bergwitz weg führt der europäische Radweg R1 sowohl nach Wittenberg als auch nach Ferropolis. Heute wählen wir den Weg zur Eisenstadt. Wieder führt der ca. 17 km lange Weg durch
weite Felder, durch Kiefer- oder lichte Birkenwälder. Etwa die Hälfte des Weges
führt auf Naturstrassen parallel zur ICE-Schnellstrecke von Leipzig nach Berlin. Doch schnell fährt hier kein Zug durch.
Je näher wir der Halbinsel kommen, auf der Ferropolis steht, umso mehr verändert sich die Vegetation. Sanddornbüsche, Heckenrosen und Schilf sind zu erkennen. Die silbergrauen Blätter drehen sich im Wind und kontrastieren mit dem kleinen roten Sand-Mohn und der gelben Färberkamille, die den Weg ebenfalls säumen. Die R1 ist bestens ausgeschildert und führt uns direkt zum Ziel.
Ferropolis ist ein neuer Ort, an einem neuen See, der wie oft in dieser Gegend, durch das verbleibende Loch nach der Braunkohleförderung entstanden ist. Dieser See ist noch nicht vollständig geflutet, weshalb er für touristische Zwecke noch nicht freigegeben wurde. An Ideen fehlt es den Anwohnern nicht. So haben sie auch die Riesenbagger, welche im Tagebau eingesetzt worden waren, erhalten und nicht verschrottet. Sie sind mächtig und zeugen von einer noch gar nicht so langen vergangenen Zeit, welche die Region massgeblich geprägt hat und noch immer prägt.
Einer der Ungetüme wurde von einer Frau bedient. Im Interview schildert Monika Miertsch, dass es als Frau gar nicht immer so einfach war hier zu arbeiten, da die Männer stets glaubten alles besser zu wissen. Nein, einfach sei es nicht gewesen, sie sei aber doch zu Rank gekommen, sie habe 20 Jahre hier gearbeitet. 1991 war die Braunkohle ausgeschöpft. Sie nannten die Kohle «Blumenerde», da die Qualität minderwertig war. Doch etwa 20 Jahre zuvor fiel noch ein Dorf der Kohleförderung zum Opfer. Dieses gibt heute dem See dafür den Namen: Gremminer See. Ferropolis, «die Stadt aus Eisen», wurde im Dezember 1995 gegründet. Es handelt sich hierbei um ein Industriedenkmal und Veranstaltungsareal.
Während des Tagebaus hat man hier auch einen Waldelefanten gefunden. Das Skelet lässt sich genauso bestaunen, wie den Riesenbagger Gemini begehen.
Wieder hören wir den Kuckuck. Wir hören ihn täglich. Ob das Zischen von Eulen stammt? Ich weiss es nicht. Wieder zurück auf dem Campingplatz strahlt der Himmel blau, der See grau, es quaken die Frösche und zwitschern die Vögel. Es ist nun angenehme 18° Grad.