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Gänsesäger und andere Überraschungen

Zurzeit ist ja wieder alles geschlossen. Kein Restaurant, kein Café, kein Kiosk ist offen. So ganz langsam krieg ich den Corona-Koller und doch will ich nicht in den Schlund des Selbstmitleids kriechen, da gehe ich doch lieber an die frische Luft und bewege mich. Das lohnt sich!

 

Vor elf Tagen zog es meinen Mann und mich nach Wangen an der Aare, um endlich mal wieder einen anderen Spaziergang, als gleich von der Haustüre weg, unter die Füsse zu nehmen. In Wangen a/d Aare führt eine Holzbrücke hinüber ins Städtchen oder einfach auf die andere Seite der Aare. Wir wollten auf der einen Seite der Aare hoch und der anderen Seite entlang zurück spazieren. Das dauert ungefähr eine dreiviertel Stunde.

 

Schnee und Eis bedeckten den Weg und war damit etwas rutschig, doch abgesehen davon zeigte sich die Landschaft reizvoll und abwechslungsreich. Entweder war es anderen Menschen zu kalt oder zu windig, auf alle Fälle begegneten wir kaum jemandem, dafür entdeckte ich Vögel, die ich zum Teil zum ersten Mal in meinem Leben zu Gesicht bekam.

 

Ein Schwarm Distelfinke (Stieglitze) sass auf einem Baum, während ein Vogel, der einer Bachstelze ähnlich wippte, seinen Landeplatz auf einem Flussschiff fand. Ich liebe mein KOSMOS-Vogelführer App, das mir hilft, die Gesichteten schnell zu identifizieren. Also, das Bachstelzen ähnliche Wesen, war eine Gebirgsstelze und mit ihrem gelben Bauch gut zuzuordnen. Weiter flussabwärts schwammen ein paar Enten, wovon ich die struppigen Jungtiere von den ausgewachsenen wohl unterscheiden konnte, aber nicht wusste, wer über so einen Hakenschnabel verfügt. Es waren Gänsesäger, die offenbar vom Norden in den etwas wärmeren Süden gezogen sind, um im Frühjahr wieder nordwärts zu ziehen. 

Heute waren wir wieder in Wangen a/d Aare und die Gänsesäger sind noch immer anwesend. Sie genossen heute offenbar die aktuelle Strömung, denn die Aare führt zurzeit viel Wasser. Die Gänsesäger liessen sich etwas entfernt vom Ufer treiben, um weiter unten ans Ufer zu gleiten und diesem entlang zurückzuschwimmen, immer und immer wieder. 

Heute ist es kühl, aber nicht windig, was sehr angenehm ist und sich auch in der erhöhten Besucherfrequenz zeigt. Viele spazieren heute der Aare nach wobei stets auf ausreichend Abstand geachtet wird. Vögel entdecke ich etwas weniger dafür ein besonders schönes Exemplar, das einer Amsel täuschend ähnlich sieht. Es war eine Amsel, stelle ich später fest. Eine Amsel mit einer Gefiederfarbmutation, eine Laune der Natur also. Sie war komplett schwarz, bis auf einen fast kreisrunden, grossen weissen Fleck auf je ihren Flügeln. Die Ornithologen sprechen in solchen Fällen von Leuzismus. Bilder im Internet zeigen mir wie vielfältig diese Fleckenmutation aussehen kann und stelle fest, dass das gesichtete Exemplar ein ausnehmend elegantes war, da gleichmässig gefleckt.

 

Am meisten freut mich, dass ich in nächster Nähe ein kleines Paradies für diverse Vogelarten entdeckt habe und es noch viele Vögel gibt, die bei aufmerksamer Beobachtung, zu sichten sind.