Ich breche auf, ohne zu wissen, ob im ICE ab Basel SBB noch ein Haken für mein Velo frei sein wird. Doch ich habe Glück und kann die entsprechenden Reservationen in Solothurn für die Reise nach Fulda buchen.
Nun bin ich mit der S20 und dem IR27 nach Basel unterwegs. Das dauert ungefähr eine halbe Stunde länger als mit dem IC, dafür brauche ich mein Velo weder ein paar Stufen in den Zug hoch noch an einen Haken zu hieven.
Im ICE in Basel befindet sich «mein» Haken im Wagen 1, mein reservierter Sitzplatz, um den ich froh bin als ich sehe, wie der Zug sich füllt, ist in Wagen 6. Der Zug wird mit vernachlässigbarer Verspätung in Fulda eintreffen. Die Umsteigezeiten werden knapp gehalten. Aus diesem Grund beginne ich mich bereits vor Hanau nach hinten zu schlängeln, stets auf die Passagiere achtend, damit ich ihnen weder meine Satteltaschen noch den Korb um die Beine schlage.
Bei den Fahrrädern sitzt ein etwa 25-jähriger auf einem Klappsitz. Er erzählt mir gleich, dass er gespart und sich nun ein Velo gekauft habe, auf das er nun besonders achte. Er traue der Zugreise und den Leuten (noch) nicht. Wir plaudern ein wenig und als Fulda naht, bitte ich ihn mir beim Herunterheben meines Velos zu helfen. Selbstverständlich und dann: «Darf ich, ich bin ganz fit, ich mach das gleich alleine – ach wissen Sie was, ich trags auch gleich aus dem Zug raus – gute Fahrt!» Was für eine bezaubernde Begegnung.
Nach dem Hotelbezug schau ich mir Fuldas barocke Innenstadt an. Die Michaelskirche überrascht mich mit Liegestühlen im Eingang! Das andere Bild zeigt das Schloss in Fulda.
Hungrig geworden suche ich einen Tisch im nahen Restaurant. Das Servicepersonal, alles Italiener. Einer fragt, schaut, ein nächster kommt dazu, fragt den ersten, wie die Lage ist, ein dritter kommt dazu, fragt dasselbe und meint dann auf Italienisch, einen Arm in die Luft werfend: «Nur eine Person!? Die kann sich verziehen und wo anders hin.»
Manchmal spricht es schneller als es denkt und so sage ich laut und deutlich: «Whoooo, capisco!»
Vermutlich hat er «ho capisco» verstanden, kehrt sich um, schaut mich prüfend an worauf ich wiederhole, dass ich ihn verstanden habe. Diesmal auf Deutsch. «Was haben Sie verstanden?» «Ich habe verstanden, dass ich mich verziehen soll…, da ich nur eine Einzelperson bin». Er schaut mich noch kritischer an und noch tiefer in die Augen. «Das habe ich nicht zu IHNEN gesagt, schauen Sie ich arbeite hier. Selbstverständlich können Sie hier essen, ich suche gleich einen Platz für Sie». Na dann, und so erhalte ich einen Platz inklusive Kerze, die er bei der aktuellen Hitze auch noch anzündet. Ich bin der einzige Tisch mit brennender Kerze! Was für ein bühnenreifes Theater.
Unterkunft: Hotel Fulda Mitte
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