· 

Maloja - Schwarzeis und Löcher im See

Die Schneeschicht ist so dünn, dass wir uns kaum vorstellen können, wie der Engadiner Marathon durchgeführt werden könnte, selbst wenn die Seen in den verbleibenden Tagen bis zum Start noch vollständig zufrieren sollten.

 

Auch sehen wir nur vereinzelt Langläufer, gefühlt auf einen Kilometer eine einzelne Person. Überhaupt hat es mehr Leute, die spazieren, als langlaufen. Wie leer das Tal doch wirkt!

Nichtsdestotrotz, die Landschaft vermag mich – vielleicht zum ersten Mal überhaupt – zu verzaubern. Die Sonne scheint, der Himmel ist stahlblau, der Schnee glitzert zwischen den Felswänden und auf dem Boden. Das Wechselspiel von weiss, blau, grau und braun fasziniert mich.

 

Ziel des diesjährigen Aufenthalts war es, unsere letztjährigen Ferien, die ins Wasser fielen, nachzuholen. Das Longhin hatte uns einen Gutschein ausgestellt, den wir jetzt einlösen. Erstmals hatten wir zwei Wochen gebucht, denn wir wollten unsere Fitness steigern. Immer wieder stellten wir in den Vorjahren fest, dass wir am Ende der ersten Ferienwoche auf einem sportlichen Level angekommen sind, den es dann zu festigen und zu geniessen gälte. Doch weder letztes Jahr noch dieses Jahr gelang uns dies. Heuer ist der Silsersee, der bis Maloja reicht, nicht vollständig zugefroren. Es windet zu viel und zu intensiv. «Ich brauche einen gefrorenen See, keinen Schnee, der kommt dann schon», so der Wunsch des Schweizerhaus Wirts. «Nur drei Tage, drei Tage ohne Wind und der See wäre zu», ist er überzeugt. Und es windet und ist kalt, nicht eisig, aber ungemütlich, dieser Malojawind.

Es sind spezielle Tage. Bereits bei der Anfahrt über den Julier hiess es erst in Bivio die Ketten montieren und dann im Schritttempo den Julier passieren. Es ist rutschig und das Auto schert leicht aus. Entsprechend bin ich froh, dass in der dritten Kurve kein Gegenverkehrt meiner angesetzten Pirouette im Wege steht. Höchstspannung, Bangen, Konzentration und Agieren, viel mehr kann ich nicht machen und ich bin froh, als das Auto wieder in Fahrtrichtung auf der Strasse weitergleitet. Auffallend wie langsam die talwärts fahrenden Autos einem im oberen Teil entgegenkommen und noch erstaunlicher, dass auf der Südseite eine apere Strasse den Weg nach Silvaplana ermöglicht.

 

Etwas ratlos schauen wir die frühlingshaft anmutende Landschaft an und beschliessen es in den Folgetagen langsam anzugehen. Anstatt langlaufen, spazieren. Der erste Spaziergang führt von Maloja nach Sils. Hierbei entdecken wir einen uns noch unbekannten Wanderweg durch die reizvolle Landschaft. Auch die Spaziergänge von Silvaplana nach La Punt-Chamuesch oder von Samaden nach Pontresina gefallen, doch herausfordernd ist das nicht.

Insgesamt stehe ich nur gerade dreimal auf den Langlaufskis. Beim ersten Mal fahre ich mit dem Bus bis Sils Baselgia. Von dort kann man direkt auf die Löipe. Obwohl ich gerne in der Ebene bleibe, ist es aufgrund der Bedingungen nicht möglich. Der See ist schwarz gefroren, kein Schnee liegt darauf, so dass ich den Waldweg nehmen muss, der coupiert geführt wird und zum Teil nicht sauber gespurt ist oder vereist. Letzteres mag ich gar nicht… Nichtsdestotrotz fühlt es sich gut an, als ich bei Silvaplana Kreisel ankomme. Das reicht fürs Erste. Noch zweimal stehe ich auf den Langlaufskis, doch das sind noch kürzere Experimente, was vor allem dem Wind geschuldet ist. So kurze Einsätze gabs in den Vorjahren nie. Nun denn, vermutlich sollten wir bei einwöchigen Winterausflügen bleiben. Aus gesundheitlichen Gründen brechen wir die Ferien nach wenigen Tagen ab, kehren zwar etwas später nochmals zurück, um die Ferien kurz vor Schluss ganz abzubrechen. Das war etwas unruhig, dieser Ausflug…