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Meissen Manufaktur

Was für ein Zufall! Es ist Tag der offenen Türe bei der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen.

 

Neugierig folgen wir dem Pfeil, der vom Haupteingang um die Ecke des Gebäudes weist. Ein typisches Industriegelände zeigt sich. Vier Gebäude stehen fast quadratisch zueinander und geben einen Innenhof frei, der aktuell mit Festbänken belegt ist. Wieder fällt uns die Stille auf, es ist ungemein ruhig für die Anzahl Leute vor Ort. Ein paar Personen treten bei der mit A

markierten Türe ein. Das machen wir auch. Was wir dann erleben ist einfach grossartig!

 

Wir betreten zig Räume und schauen den Porzellanmalerinnen bei ihrer Arbeit über die Schulter. Sie arbeiten hochkonzentriert mit feinsten Pinseln und wir stehen 20 cm neben, hinter oder vor ihnen und schauen gebannt, welch kleinste Flächen bemalt werden. Überall freuen sich die Damen über unser Interesse an ihrem Tun. Fragen werden ausführlich beantwortet, die Neugierde gestillt.

 

Übrigens, wir entdecken nur zwei malende Männer. Das sei früher mal anders gewesen.

 

Was für eine tolle Art der Manufaktur Meissen beim Publikum Verständnis für die Arbeit zu wecken und den Mitarbeitenden Wertschätzung zukommen zu lassen. Was hier geleistet wird beeindruckt mich sehr. Die Manufaktur Meissen macht alles selber, von den Entwürfen für Formen, dem Modellieren, Bossieren, Brennen, dem Herstellen von Farben und natürlich dem Bemalen der Vasen, Teller, Wandbilder, Nippes und was man sich sonst noch vorstellen kann. Da stecken Monate an Arbeit drin. Viele Objekte werden mehrfach gebrannt, bis sie fertig erstellt sind.

 

Die Manufaktur Meissen bildet auch aus. Im Moment haben sie rund 30 Auszubildende. Die Lehre zur Porzellanmalerin bzw. dem Porzellanmaler dauert 3,5 Jahre, meinte eine Mitarbeiterin. Sie selbst habe noch 5 Jahre gelernt. Mit Verweis auf ihr Objekt erklärt sie, dass in ihrem Fall nicht alles 1:1 übertragen werden müsse, einfach der Gesamteindruck müsse stimmen. Ob es nun eine Traubenbeere mehr oder weniger hätte, würde keine Rolle spielen. Sie dürften auch eigene Ideen einbringen und diese umsetzen. Die Farben basieren auf Metalloxiden, die sie mit Wasser anrühren. Allmorgendlich werden die Oxide in den ca. 23 Dellen während rund 30 Minuten angerührt. Ein Näpfchen nach dem anderen. Wer in der Goldmalerei arbeitet, trägt ausschliesslich Gold auf. Dieses sieht vor dem Brennen braun aus.

 

Manche Objekte werden als limitierte Serie von 10 bis 12 Stück produziert. Da kann das fertige Produkt dann schon mal 90 000.- Euro kosten. Heute verstehe ich warum: alles Handarbeit.

 

Wir steigen drei Stockwerke hoch und wieder runter und gehen durch hunderte Meter an Gängen. Ein gefühltes Labyrinth. Erst als wir wieder draussen stehen, realisieren wir, dass wir durch alle vier Hauptgebäude gewandelt sind; drei Stunden lang. Viele Einzelzimmer oder Zimmer mit drei, selten fünf Arbeitsplätzen reihen sich aneinander, Gang um Gang, Stockwerk um Stockwerk. 

 

Das war besser als jede Führung!

 

Als ich dann noch eine Malerin frage, ob ich sie bei der Arbeit ablichten dürfe, meinte sie: «Selbstverständlich.»

 

Das war grandios!

 

Danke Manufaktur Meissen; nicht umsonst 300 Jahre Manufakturgeschichte.