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Mokritz Rundwanderung

Wir geniessen es, alles direkt von den Campingplätzen aus unternehmen zu können. Einmal installiert, lassen wir jeweils das Auto stehen, fahren mit dem Velo in die Stadt oder aufs Land und erkunden die Umgebung zu Fuss. Bis jetzt lagen die Plätze stets etwa 4 km vor den Zentren und führen an schönen Fahrradrouten in die Städte.

 

Nach der 62 km langen Velotour nach Meissen und zurück (übrigens ein sehr schöner Weg entlang der Elbe), die wir bei angenehmen 23° bewältigten, nehmen wir die für heute geplante Rundwanderung bei frischen 6° auf.

 

Die Orte die wir aufsuchen heissen: Mokritz; Schloss Rosentitz, Bannewitz; Boderitz; Marienschacht; Kaitzbach; Cunnersdorf und schliesslich wieder Mokritz.

 

Der Kaitzbach fliesst in die Elbe und unser Weg führt entlang putziger Vororthäuschen mit altem Baum- und Blumenbestand bis er in einen von hohen Baumwipfeln beschatteten Waldweg einlenkt, der zum Schloss Rosentitz führt. Danach geht es weiter hinaus auf und durch Felder, hin zur Industriezone und durch eine kleine Allee hoch auf ein ehemaliges Bahntrassee. Von diesem Bahntrassee aus hat man einen guten Blick über die Ebene auf die Stadt Dresden. Gut sichtbar weist uns der Liftschacht und die ehemalige Kohleverlademauer Marienschacht den Weg zum nächsten Verweilpunkt. Beim Marienschacht handelt es sich um ein ehemaliges Steinkohlenbergwerk, das bis 1989 (!) in Betrieb war. Ein kleines Museum kann samstags besichtigt werden. Heute ist Sonntag, das Tor steht weit offen, also gehen wir hindurch. «Glück auf!» wünscht uns der Mann, der uns entgegenkommt, «kann ich Ihnen helfen, das ist ein Privatgrundstück», die Frau, die nicht will, dass wir uns weiter auf dem Gelände bewegen. Die zwei sind heute auf der Wanderung die ersten Menschen, die uns grüssen bzw. ansprechen. Hier scheint niemand zu grüssen, nur zu

starren. Das steht im scharfen Kontrast zum Frühjahrsfest auf dem Altmarkt in

Dresden mit der einbeziehenden fröhlichen Stimmung am Vortag.

 

Wir erfahren noch, dass der vermeintliche Scheiterhaufen ein Hexenfeuer ist, das um 20:30 Uhr angezündet wird. Sie würden dann darum herumtanzen. Wir bedanken uns für die Auskunft und ziehen zufrieden von dannen. Walpurgis! Aber klar und die Moral der Geschichte: Betritt ein Privatgrundstück und du wirst gegrüsst!

 

Landschaftlich und geschichtlich ist die Wanderung interessant. Die Streuobstwiesen wechseln mit Auenwäldern und entlang dem Bahntrassee stehen alte Bahnhöfe unter Denkmalschutz. Alle Bahnhöfe erzählen ihre eigene Geschichte und die lässt staunen, staunen, wie lange mit welchen Mitteln im Osten Deutschlands gearbeitet wurde.

 

Im weiteren Verlauf der Wanderung begegnen wir einem gewieften Sachsen, der auf seiner Schatz Alm (inspiriert von der Schatz Alp) ein Walliser-Chalet unterhält und Kaffee und Kuchen offeriert. Die Walliser-Fahne hängt, da man diese nicht kenne. Im Garten hat er ein Swiss-Miniature nachgebildet und selber träumt er in Kürze mit dem

Glacier-Express durch die Schweiz zu fahren. Er getraut sich kaum zu sagen, dass die Schweiz zurzeit ein wenig verpönt sei. «Weshalb», frage ich nach? «Ja, die ist ja ein bisschen teuer im Moment». «Aber, das dürfen Sie laut sagen, das ist so», bestätige ich. Es wurde immer unterhaltsamer.