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Paddeln im Spreewald

Die Sonne scheint. Das Wetter-App meldet 10° auf 13 Uhr und

Regen gegen Abend. Wir wollen es wagen, packen uns warm ein und ziehen eine Extralage über. So vermummt begeben wir uns zum Kahnverleih Heinemann in Lübbenau am alten Hafen. Munter werden wir von der Betreiberin begrüsst. Sie zeigt uns gleich die Paddel, drückt uns je ein Sitzkissen in die Hand sowie eine Übersichtskarte, zieht ein Boot vom Bock, lässt es ins grünlich trübe Wasser gleiten und wünscht uns gute Fahrt. Spätestens um 18:30 Uhr möchte sie

uns zurück wissen, dann nämlich möchte sie gerne schliessen und schmunzelt von

einem Ohr zum andern. Nochmals «gute Fahrt», und weg ist sie.

 

Nun ist alles ganz still, wir hören nur noch unsere Paddel ins Wasser tauchen, rauschen vorbei am Grün der noch nicht blühenden Schwertlinien, am Mischwald mit seinen Birken, Buchen, Kiefern und Erlen, an Wasserlinsen und Wasserpest. Hie und da tanzt eine Schnake über dem Wasser und die längste Zeit fliegt uns ein Specht voraus. Er fliegt von Baum zu Baum, erhascht etwas und fliegt weiter. Durch uns lässt er sich nicht stören.

 

Herrlich auf den Kanälen im Spreewald dahinzugleiten und die Natur zu geniessen! Alle 100 Meter muss man aufpassen, ob die Abbiegung gesperrt, eine Schleuse zu passieren oder unter einer Brücke durchzufahren ist. Die Ausschilderung ist bestens, auch wenn manche Paddler sich mit dem Kartenlesen schwertun würden, wie wir später vernehmen.

 

Unser Weg führt uns hin zur Insel Wotschofska, die wir vor einigen Tagen zu Fuss besucht hatten. Vom Wasser aus sieht alles anders aus. Ich nehme nun die Heuhaufen auf den Feldern war und die zweisprachig angeschriebenen Schilder hier im Spreewald. Deutsch-sorbisch, manche sagen auch wendisch. Das sei dasselbe. Unlängst lernten wir, dass die Sorben das kleinste slawische Volk sind, das zu einer der vier autochthonen Minderheiten in Deutschland gelten würden. Interessant dazu ist übrigens ein Besuch in der deutsch-wendischen Kirche in Vetschau. Das ist eine Zwillingskirche. Was das bedeutet hatte ich erst verstanden, als wir vor Ort waren. Von aussen erscheint die Kirche als eine Einheit. Innen drin sieht man, dass zwei Kirchen nebeneinandergebaut wurden. Der Spreewald werde seit Kurzem ganzjährige touristisch besucht. Im Winter kämen vor allem Ruhe suchende Menschen her. Das kann ich verstehen. Ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Allerdings findet man auch Warnschilder mit: «Sperrgebiet, Lebensgefahr».

 

Ach, das hätte ich beinahe vergessen. Im Spreewald gibt es eine Gurkenroute. Will man diese mit dem Velo abfahren, muss man mit fünf bis sechs Tagen rechnen. In Lübbenau gibt es ein Gurkenviertel und ja, Gurken sind hier eine Spezialität. Gurkensuppe, Gurkenwurst (!), Gurkensalat.