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Wir wechseln uns in der Familie ab. Dieses Jahr bin ich dran. Das Weihnachtsfest findet bei uns statt.
Schon früh überlege ich mir, was ich kochen möchte. Wenn ich Zeit habe, dann kann ich auch gut planen und vorab vorbereiten, zudem habe ich nun auch viel mehr Zeit, um auch Aufwändigeres zuzubereiten. Ich freue mich, ich koche gerne ohne Zeitdruck.
Ich entscheide mich für eine kulinarische Reise durch Europa. Ich stelle mir vor, den familiären Hintergrund sowie Reisestationen des vergangenen Jahres kulinarisch aufzugreifen.
Plumpudding! Davon habe ich oft geträumt, gehört, gelesen, aber noch nie gekostet, geschweige denn selbst gekocht. Vage erinnere ich mich an ein hellblaues Heft, das mein Grossvater vor Jahren abgetippt und mir zugestellt hatte. Es enthielt Rezepte meiner Urgrossmutter. Tatsächlich ist da ihr erster Plumpudding beschrieben. Schnell rechne ich die «cups» und «pounds» um und erschrecke ob der Menge. Ich bräuchte ein 4-Liter-Gefäss! 😊 Das waren definitiv andere Zeiten, als noch mit Nierenfett von Rindern und in diesen Mengen gekocht wurde. Für meine kleine Kernfamilie definitiv zu viel.
Lachend erzähle ich meiner Mutter von dieser Entdeckung, worauf sie mir sofort ein anderes Rezept empfiehlt. Inzwischen habe ich drei Rezepte und vier YouTube-Kanäle konsultiert. Vergleichen, auswerten und für meine Bedarfe aufschreiben, das war mein nächster Schritt. Meine Mutter hatte Recht, ihr Rezept ist mit Abstand das Interessanteste aller gelesenen Rezepte, die ich umrechnete. Aus einem der YouTube-Videos merke ich mir, wie ich den Plumpudding zum Schluss am besten flambiere. Zuerst muss ich ihn natürlich kochen und gut drei, besser vier Wochen reifen lassen.
Leider habe ich bei meinem letzten Umzug die Wasserbad-Puddingform entsorgt. Auf der Suche nach einer neuen, muss ich feststellen, dass das kaum jemand kennt und es schwer zu finden ist. Auf Ricardo fand ich gerade mal ein verbeultes Exemplar! Winterthur sei dank, ich unterrichtete dort und fand, kurz bevor mich mein Zug wieder in Richtung Westschweiz davontrug, im nahe gelegenen «Chuchilade» eine entsprechende Form. Sie ist perfekt mit Blick auf die Füllmenge.
Zuhause beginne ich die Zutaten, wie Feigen, Datteln, Rosinen, Orangeat etc. klein zu schnipseln. Das ist grundsätzlich der grösste Aufwand. Doch was macht das schon drei Wochen vor Weihnachten! Anstelle von alten Kuchenbröseln nehme ich Zwieback. Da meine Schwiegertochter auf Nüsse allergisch ist, erhöhe ich die Menge der Walnüsse (diese kann sie essen), lasse dafür aber Mandeln, Pekan- sowie Haselnüsse weg. Die Mischung fülle ich anschliessend in die Wasserbadform, bedecke diese mit einem Stück Papier, damit ja kein Kondenswasser auf den Pudding tropfen kann, verschliesse den Deckel und stelle das Ganze in kochend heisses Wasser. Hier kocht es nun während gut vier Stunden. Von Zeit zu Zeit muss ich Wasser nachgiessen. Als die Zeit um ist, lass ich ihn abkühlen und trage meinen Plumpudding in der Form in den kühlen Keller. Dort reift dieser bis zu unserem Weihnachtsfest. Am Tag selber, wird er nochmals eineinhalb Stunden gekocht, dann gestürzt und mit Rum flambiert.
Der Versuch war es Wert! Köstlich!
Sieht doch schön aus, mein erster Plumpudding. Nicht?