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Rohrdommel gesichtet

Die Rohrdommel ist ein Schilfbewohner, den man selten zu Gesicht bekommt. Das lese ich in meiner Vogel-App, dem Kosmos Vogelführer. Er sei auch ganz putzig meint Fränzi und schlägt ihn als Alternative zur Waldohreule vor, die wir gemeinsam hatten aufsuchen wollen. Doch leider sind letztere dieses Jahr bereits ausgeflogen.

 

Da Fränzi so begeistert von Vögeln und ihren Lebensräumen erzählen kann, lasse ich mich sofort auf das neue Abenteuer, der Suche nach der Rohrdommel, ein. Zum Glück, ich hätte ein einzigartiges Erlebnis verpasst!

So schön ist es am Katzensee. Hier beginnen wir unseren Rundgang.

Trotz unsicherer Wetterlage, vereinbaren Fränzi und ich, uns mit unseren Männern zu einem Rundgang, um den Katzensee zu treffen. Das Wetter vor Ort ist perfekt. Die Landschaft ist bezaubernd und wir erfahren einiges zur Moränenlandschaft, beobachten Enten bzw. Löffel-, Stock-, Reiher- und Tafelenten sowie Taucherli. Zwei davon kann ich auf Anhieb erkennen, die anderen … naja.

Foto: Franziska Blum [2020]

Mitten auf dem Rundgang beobachten wir mehrere Möwen, die einen Graureiher jagen. Die Verfolgungsjagd sieht beeindruckend aus, wird aber dramatisch, als ich erfahre, dass der Graureiher, der über die Wasseroberfläche gehetzt wird, gar nicht schwimmen kann!

 

Auf dem Rundgang lerne ich, dass die Rohrdommel sich tagsüber im Schilf versteckt hält, sich indes zu Beginn der Dämmerung an den Rand wagt und man sie dann gut beobachten könne. Die Rohrdommel wird auch Moorochse genannt. Eine eigenartige Bezeichnung für einen Vogel. Nicht?

 

Nach etwa einer Stunde treffen wir, wie geplant, bei Anbruch der Dämmerung in der Badi ein. Ein Fränzi bekanntes Ehepaar winkt ihr begeistert entgegen. Die Rohrdommel sei da, man könne sie von blossem Auge sehen. In der Tat, wenn man weiss, worauf man achten soll! Ich werde künftig genau hinschauen, wenn ich einen vermeintlich hellen Baumstrunk im Schilf entdecken sollte, es könnte der gestreckte Hals der Rohrdommel sein. Diese Pfahlstellung nehmen sie bei Gefahr ein.

Fränzi stellt ihr Fernrohr auf, stellt das Glas ein und meint zufrieden: «Ja, da ist er ja, jetzt kannst du schauen». Fantastisch! Was ich sehe begeistert mich. Ich bin hin und weg. So fern und doch so nah, so bezaubernd, wie bizarr, schwer sich satt zu sehen. Zuerst verharrt die Rohrdommel in ihrer starren Haltung mit dem gestreckten Hals. So kann ich die wunderschöne Zeichnung des Gefieders klar erkennen. Plötzlich Bewegung. Sie stakst mit riesigen Krallen über einen Halm, der sich unter ihrem Gewicht fast zu Boden neigt. Wir wechseln uns ab, so dass alle beobachten können. (Kleines Foto Rohrdommel: Franziska Blum [2020])

«Hört! Hört ihr das?». Zuerst ist gar nicht klar, was Fränzi meint, doch dann hören wir es alle. Ein lautes und ich meine wirklich lautes Brüllen. Ein dumpfer Ton, den ich schlecht beschreiben kann, der mir aber verdeutlicht, weshalb dieser Vogel zu dem eindrücklichen Namen Moorochse kam. Nie und nimmer hätte ich diesen Ton einem Vogel zugeordnet. Ein Männchen, das balzt, sei bis zu fünf km hörbar, lese ich später in meiner Vogel-App.

 

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Eine Sensation, sollte die Rohrdommel tatsächlich am Katzensee brüten, schreibt mir Fränzi, als sie mir ihr Filmli – wie sie es nennt – zustellt. Ich freue mich sehr, dass ich ihren Film, den sie vor unserem Rundgang aufgenommen hat, hier wiedergeben darf.

 

Herzlichen Dank für alles, das war ein ausserordentliches Erlebnis, absolut grossartig!