Gleich den Kinosaal mieten, um unser Schwedisch zu vertiefen und einen Film mit Bezug zur Region anzuschauen? Das sei gar nicht so teuer, meint Christine. Es koste 1000 SEK (ca. CHF 98.-) und die Filmmiete sei dabei. Ein Kino für rund 200 Zuschauer. Sie könne sich vorstellen ihre alleinstehende Nachbarin zu fragen, ob sie auch mitkommen wolle.
Der Film heisst «Samiblod» und hat damit Bezug zur Region. Er werde englische Untertitel haben. Sie braucht uns nicht lange zu bitten. Inzwischen haben wir verschiedene Varianten für die Rückreise geprüft. Der aktuelle Vorschlag erlaubt uns länger in der Region zu bleiben und den Winter zu geniessen. Anschliessend werden wir mit Bus und Zug sowie zwei Übernachtungen der Küste entlang Richtung Stockholm fahren. Das ist besser, als noch weit ins Landesinnere zu fahren und zu wenig Zeit für die einzelnen Stationen übrig zu haben.
So geniessen wir weitere Wanderungen in der Umgebung, schaufeln Schnee oder schwitzen in der Sauna. Am Wochenende treffen die Gäste der kommenden Woche ein. Es sind Ted und Ingrid aus der Region Skåne. Grosses Hallo, viele Fragen, kaum zu verstehender Dialekt. 😅 Wir erfahren später über Louis, den alten Schweden, wie er sich selbst nennt, dass die zwei einen ausgeprägten Dialekt sprächen. Das kann er laut sagen. Ich muss mich gründlich anstrengen, um etwas zu verstehen. Lustig ist es allemal herauszufinden, was wohl gesagt wurde.
Dienstag ist Kinotag. Christine bereitet einen «fliegenden Jakob» zum Abendessen vor. Diesen können wir nach dem Kino in den Backofen schieben und brauchen nicht mehr lange in der Küche zu stehen. Der «flygande Jakob» sei seit den 1980er Jahren ein ausgesprochen populäres Gericht in Schweden. Es besteht aus geschnetzeltem Poulet in Bouillon, Bananen, Erdnüssen, Chilisauce und viel Rahm. Dazu essen wir Reis.
«Weisst du nun wie viele kommen werden?» «Ich habe keine Ahnung», lacht Christine. Ihre Nachbarin habe zugesagt. Sie habe es auch noch weitererzählt und gesagt, dass alle, die gerne kommen möchten, eingeladen sind. Wobei die meisten am Nachmittag arbeiten müssen und die Vorführung auf 15:00 Uhr angesetzt ist. Wir sind gespannt.
Werner und ich fahren bereits um 13:00 Uhr mit Ted und Ingrid in die Stadt, da sie sich einen Rundgang in Åsele wünschen.
Rechtzeitig zum Filmstart «Samiblod», finden wir uns im Kulturhaus ein. Es sind etwa zwanzig weitere Personen anwesend. Alle strahlen vor Freude über das unerwartete Geschenk. Christines Nachbarin kann es kaum fassen, dass die Vorführung effektiv stattfindet, sie habe die Zeitung drei Mal nach einer entsprechenden Annonce durchsucht und nichts gefunden!
Es ist drei Uhr vorbei, wir warten. 15:15 Uhr, wir warten noch immer. Der Operateur ist noch nicht eingetroffen. Er sei unterwegs. 😅
Die Aufführung macht betroffen, erzählt sie doch die Geschichte eines Samimädchens, das unbedingt Lehrerin werden will, wie ihr grosse Vorbild, ihre Lehrerin Christina. Weiter zeigt es wie die Schweden mit den Samis Mitte vergangenen Jahrhunderts umgesprungen sind, welches Unrecht sie erleiden mussten und dass dies heute nicht wesentlich besser sei. Dies die einhellige Meinung der weiteren Kinobesucher. Sie bedanken sich mehrmals bei Christine; die Freude steht ihnen allen ins Gesicht geschrieben.