· 

Statisten gesucht

Geht ihr auch gerne ins Kino?

 

Manchmal packt es mich und ich studiere das regionale Filmangebot. So erging es mir auch Anfang Monat. Da fiel mir der Aufruf nach Statistinnen und Statisten auf. Es wurden Personen gesucht, die bereit sind, sich für einen Dreh zum Allianz Tag des Kinos zur Verfügung zu stellen.

 

Die Schauspielkunst fasziniert mich seit ich klein war. Als junge Erwachsene hatte ich einen Studi-Job im Theater am Hechtplatz in Zürich. Ich hängte die Mäntel der Theaterbesucher auf und nachdem alle Platz genommen hatten, konnte ich mich nach dem Lichterlöschen in die Vorstellung hineinschleichen. Kurz vor der Pause schlichen ich und meine Arbeitskollegin wieder hinaus, um in der Pause Softdrinks und Glacé zu verkaufen. Ich liebte diese Atmosphäre und die Möglichkeit «gratis» in den Genuss unterschiedlichster Theateraufführungen zu kommen.

 

Daher war für mich rasch klar, dass ich das jetzt mal ausprobieren will. Statistin! Hinter dem Allianz Tag des Kinos kann ich stehen. Dieser findet jeweils im September statt und der Eintritt kostet dann gerade mal CHF 5.-. Warum sollte ich das also nicht tun? Nur, ganz so mutig bin ich dann doch nicht immer. Entsprechend hartnäckig fragte ich den Mann an meiner Seite, ob er mitkomme. Kam er 😊

 

So fahren wir mit dem Zug nach Zürich ins Kino Arthouse, wo die Aufnahmen stattfinden sollen. Zumindest der Teil des Drehs, bei dem wir partizipieren werden. Ich staune über die Anzahl Statisten und Statistinnen. Eine lange Schlange steht vor dem Eingang. Männer und Frauen sind etwa hälftig vertreten. Das Alter bewegte sich zwischen ca. 25 Jahren und 75 Jahren, auch das gut verteilt. Zudem entdecke ich fünf Kinder im Alter von etwa sechs bis sieben Jahre.

 

Ja, und dann warten wir in den wunderbar weichen, hohen, roten Kinositzen. Es wird erklärt, es wird gekaut – wir haben alle ein Sandwich erhalten – es werden Stative und Lichtquellen umhergetragen. Plötzlich kommt jemand und wählt 10 Personen aus. Aha, Alte sind nicht dabei. Also weiter warten. Die Spannung steigt, der Lärmpegel auch. Ruhe bitte, wir drehen gleich! Dann kommen die ersten vom Dreh zurück. Mein Sitznachbar ist ganz aufgekratzt, da er GANZ nah bei der Hauptakteurin gesessen sei und erzählt begeistert. Wieder warten und jetzt werden 10 weitere Personen herausgepickt. Da sind wir dabei. So, nun sind die Alten dran. Nicht nur, nach uns werden sieben Personen zwischen 30 und 45 gewählt. In dieser Zusammensetzung gehen wir zum Balkon hoch. Da sitzen bereits drei Schauspieler. Die richtigen. Wir werden darum herum platziert. Wer grossflächige helle Muster auf dem Hemd hat, muss weiter nach hinten sitzen, wer dezenter gekleidet ist darf sich gleich hinter die Hauptakteure setzen. Und dann geht es los: Anweisungen zur Szene, Puder für leuchtende Glatzen, Nebelschwaden für einen weichen Teint, da ein Haar befestigen, dort ein Sitzkissen, damit kleine Personen hinter den hohen Lehnen sichtbar bleiben und noch mehr Nebelschwaden. Die Lichtquellen werden überprüft, Panels aufgestellt,

Streuquellen gesetzt, Einstellungen kontrolliert und dann geht es los. Wir murmeln, zwei Schauspielerinnen bewegen sich hin zu ihren Plätzen und setzen sich. Immer und immer wieder, bis die Crew zufrieden ist.

 

Hernach gibt es noch weitere Szenen. Doch was mich am meisten beeindruckt, sind die vielen Personen, die involviert sind. Letztlich verging die Zeit für uns schnell. Aus ca. dreieinhalb Stunden Drehzeit werden hernach eine Minute Film resultieren. Warum das so ist, habe ich begriffen. Warum Filme teuer werden können, habe ich jetzt auch verstanden. Personal, Instrumentarium, Organisation und Administration. Eindrücklich.

 

Was mich aber ganz stolz macht ist ein Lob, das wir für unseren Auftritt erhalten haben. Hihi, dabei haben wir einfach nur uns selbst gespielt. Ihr glaubt gar nicht wie gespannt ich auf das Endresultat bin. Bleiben wir drin oder fallen wir der Schere zum Opfer? Spielt keine Rolle, die Erfahrung ist es wert. Ich kann mir gut vorstellen, mich wieder mal zu melden.