Der Weg führt durch das Vallon de l’Ermitage, einem kleinen romantischen Tal direkt oberhalb der Stadt und am Jardin botanique de Neuchâtel vorbei. Es ist ein kurzer, interessanter Spaziergang, der zuerst hinunter und anschliessend hinauf zum ehemaligen Wohnhaus Dürrenmatts führt.
Das Haus wurde von Botta mit einem Ausstellungsraum ergänzt. Es beherbergt nun unzählige Bilder von Dürrenmatt, Schriftbilder, handgeschriebene Texte, Zeichnungen, Malereien, Gedankenauszüge und Hörsequenzen, die Zeugnis seiner Schaffenskraft ablegen.
Die Ausstellung wird in drei untereinander liegenden Stockwerken präsentiert.
Die erste Treppe führt in die Cafeteria und zur «Sixtinischen Kapelle». Dürrenmatt hat an fast all seinen Wohnorten Wandbilder gemalt. So auch die ironisch als Sixtinische Kapelle bezeichnete Toilette, an deren Wänden sich etliche seiner Figuren aus den Tragikomödien oder dem Privatleben wiederfinden.
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Im mittleren Stockwerk begeistert mich als erstes ein biografischer Kurzfilm zu Dürrenmatts Leben, der bedeutende Informationen kompakt wiedergibt. Entsprechend neugierig schauen wir um die Ecke, wo wir zwei Ohrsessel sehen, die rechts und links neben einem alten Radio stehen. Leicht amüsiert, begeben wir uns dorthin, sehen, dass es kurze Hörspiele zu wählen gibt und lassen uns für einen kurzen Moment in alte Zeiten entführen. Alte Zeiten, da ich als Kind oft Radio hörte und das Gehörte jeweils nachspielte. Nach dem Ohrenschmaus sehe ich Griffe in der Wand und kann es nicht lassen, daran zu ziehen. Fasziniert stelle ich fest, dass ein Teil von Dürrenmatts Bildern hier thematisch sortiert aufbewahrt wird.
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Die letzte Treppe führt in einen weiteren, in zwei Kompartimente aufgeteilten Raum, der Bottas Ästhetik geschickt nutzt, um Bilder, Ausschnitte aus Reden und gedankliche Analysen Dürrenmatts zu Lebenssituationen, zum Weltgeschehen oder bedeutenden Personen, die ihm nahe standen zu dokumentieren.
Eine so packend kuratierte Ausstellung haben wir nicht erwartet. Begeistert lassen wir uns von der Regie leiten, lesen Zitate Dürrenmatts, hören seinen prägnanten Analysen zu, amüsieren uns ab manchem Bild und denken über etliche seiner Aussagen nach.
Wir diskutieren noch lange auf der Heimfahrt über Dürrenmatt und seine Denkleistung. Neugierig bin ich auch auf das Buch, das ich in der Ausstellung erstanden habe. Dürrenmatt: Meine Schweiz.
Und hier unser TiM-Beitrag:
3) Dürrenmatt - scharfsinnig und anregend
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