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Viertes Jahr in Teilpensionierung

Ja, warum war 2022 ein finanziell mageres Jahr? Es scheint, als ob die Corona-Nachwehen noch in vielen Knochen stecken. Zudem gab es eine Grossfusion bei meiner Arbeitgeberin, welche dazu führte, dass Ausschreibungen suboptimal ausgeführt wurden und in der Folge keine Anmeldungen generierten. Also begann ich zu rechnen und kam zum Schluss, dass ich mir einen zusätzlichen Arbeitgeber suchen sollte.

 

Im Verlaufe des Jahres zeigte sich ein weiterer Grund für geringe Anmeldungen. Seit Ausbruch des Ukraine Krieges boomen Deutschkurse und die Schulen suchen händeringend nach Lehrpersonen und Kursleitenden, die Deutsch unterrichten können. Viele von ihnen haben wenig Erfahrung mit Teilnehmenden aus aller Welt und müssen sich erst einarbeiten. Sie haben keine Zeit für Weiterbildung.

 

Die Fragen in meinen Kursen zum Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund haben sich im Verlaufe des Jahres 2022 verändert. Etliche Kursleitende wünschen sich explizit Hilfe im Umgang mit Menschen aus der Ukraine. Sie haben den Schutzstatus S erhalten, der in diesem Zusammenhang erstmals in der Schweiz aktiviert wurde. Selten zuvor gab es so viele Klassen mit Vertretern einer einzigen Nation. Für mich bleibt das Unterrichten weiterhin spannend. Ich mag es, wenn ich aktuelle Themen bearbeiten kann.

 

2022 war indes privat von Krankheitsfällen im Freundeskreis und in der Familie geprägt. Umso schöner, dass im Rückblick für die meisten gute Wendungen beobachtet werden durften. Damit haben sich für mich, die mich latent begleitenden Zweifel zur frühzeitigen Reduktion meines beruflichen Arbeitsvolumens, wieder etwas relativiert. Ich weiss auch nicht, wo ich die Zeit für meine Mutter hergeholt hätte, wäre ich beruflich stärker eingebunden gewesen. Sie hatte unmittelbar nach einer Booster-Impfung eine Gürtelrose quer übers Gesicht entwickelt und war drei Monate lang in die eigenen vier Wände eingesperrt. Ihr grosses Ziel, den 90. im Kreise der Familie feiern zu können, hat just geklappt.

 

Anfang Jahr hatte sich mein Mann einer schweren Operation unterziehen müssen. Ich hatte gestaunt, wie rasch er sich danach erholt hatte, so dass wir unser Projekt von der Quelle bis ans Meer im Mai 2022 abschliessen konnten. Dann war da noch im Sommer der Ausflug nach Stockholm, der mir zeigte, dass ich in meinem Alter eine neue Sprache so gut erlernen kann, um mich vor Ort verständigen zu können und verstanden zu werden. Dass daraus noch ein Abenteuer für 2023 entstehen würde, bahnte sich im Herbst 2022 über die Tandem App an. Es ging darum, ob wir uns in einer kleinen Gruppe im Winter in Südlappland treffen wollten! Das gab mir einen richtigen Energieschub, den ich nach dem Schreiben meiner Arbeitgeberin zur Pensionskassenrevision dringend benötigte.

 

Gemäss neuem Pensionskassenreglement kann ich mit meinen kleinen Pensen nicht mehr einzahlen und fliege raus. Kapitalbezug oder Rente? Das war die Frage, die ich eingehend durchrechnete. Als der Entscheid zugunsten der Rente fiel, fühlte ich mich erleichtert. Die Rechnerei erlebe ich langsam als ermüdend, auch wenn ich eine Entscheidungsgrundlage auf dieser Basis für mich selbst benötige. Noch ein Jahr, dann habe ich das ordentliche Pensionsalter erreicht und werde in Pension gehen. Vielleicht. 😉