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Von Elsfleth nach Cuxhaven

Zwischen Elsfelth und Nordenham fährt man meist schön entlang dem Deiche mit Blick auf weite Wiesen. Gleich zu Beginn höre ich Gänse über meinem Kopf laut schnattern und siehe da sie ziehen in ihrer V-Formation an mir vorbei. Wenig später klart es auf und ich sehe hie und da eine kleine Herde Kühe oder ein paar Pferde. Wieviel Platz die Tiere hier doch haben im Vergleich zur Schweiz! Am Deich hat es selbstverständlich wieder Schafe. Sie pflegen den Deich, sagt man hier.

Kurz vor und durch Nordenham gibt es wieder Umfahrungen und weniger erbauliche Streckenabschnitte entlang stärker befahrener Autostrassen. Das ist vermutlich der Industrie entlang der Weser geschuldet. Ich fahre einmal mehr über Pflaster- und Ziegelsteine und sehe erleichtert auf, als ich am Hafen in Nordenham Blexen auf die geteerte Fährstrasse stosse. Fährstrasse? In der Tat, sie führt zur Fähre. Ob ich die wohl nehmen muss? Ein kurzer Blick auf die Karte in der «Wildganz» zeigt, dass ich die Fähre nehmen muss. Ich bin um 10:19 Uhr angekommen, die Fähre will um 10:21 Uhr fahren! Also gebe ich Gas und stelle erleichtert fest, dass man für mich die Absperrung nochmals öffnet und ich auf die Fähre schlüpfen kann. Diese fährt pünktlich ab und setzt nach Bremerhaven über. Was für ein Timing 😅.

In Bremerhaven gönne ich mir einen Pott Kaffee. Inzwischen weiss ich was hier damit gemeint ist. Grosse Tasse oder ein Becher, so werde ich gefragt, wenn ich nicht gleich einen Pott bestelle. Ach ja, und «moin» sagen alle, egal welche Tageszeit es ist.

 

Nun geht es dem Frachthafen entgegen. In Bremerhaven gibt es zwar Hinweise zu einer neuen Weserlinienführung, doch wo es lang geht, ist alles andere als klar. Das scheint auch einem Führer einer 20-köpfigen Fahrradgruppe nicht klar zu sein. Fragt er doch mich, als ich an einer Ampel warte: «Ist es besser, da lang oder da lang?» «Keine Ahnung», gebe ich ehrlicherweise zu. Sie folgen dann alle mir, fahren aber etwas gemächlicher, weshalb wir uns aus den Augen verlieren. Nach Cuxhaven soll es noch 43 km gehen, diese Angabe stimmt in etwa mit meiner Schätzung zusammen. Doch dann verliert sich die Spur, entsprechend orientiere ich mich an der Linienführung auf der Wildganz-Karte. Leider ist dieser Weg aber inzwischen gesperrt worden. So bin ich einmal mehr google maps dankbar, um die nächste Ortschaft Weddewarden überhaupt zu finden. Unterwegs lese ich, dass es noch 47 km nach Cuxhaven seien. Hm, ich bin bestimmt 12 unnötige Kilometer im und um den Hafen rum gefahren… Der Bremerhaven ist für meine Begriffe riesig!

Heute passiere ich mehrere Bahnübergänge oder warte bis Hebebrücken zurückfahren, um weiterzukommen. Waren es in den Vortagen, Sand, Stroh oder staubtrockene Erde, nebst Kies, das mit Vorliebe in Kurven auf dem Boden lag und sorgfältig durchfahren werden wollte, so waren es heute nicht immer optimal verlegte Geleise, auf die es zu achten galt.

 

Endlich bin ich raus aus Bremerhaven und fahre auf dem Deich mit Blick aufs Wattenmeer. Da treffe ich doch tatsächlich wieder auf die Fahrradgruppe. Sie legen am selben Ort ihre Pause ein. Kultur und Fahrradfahren, heisst das Angebot. Besichtigung eines Museums und von Ort zu Ort fahren. Schöne Idee, nicht?

An der Wurster Nordseeküste entdecke ich Kanadagänse und Rebhühner. Andere Vögel, die für mich ungewöhnlich sind, erblicke ich im Vorbeifahren nicht. Doch, da war noch die Möwenschar, die hoch stob, wo immer der Traktor gerade fuhr, nur um sich sogleich wieder dem Festmahl, das sich ihnen darbot zu widmen.

Das letzte Teilstück führt durch Wald und an vereinzelten Höfen vorbei. Ich habe hierbei bestimmt den meist stinkenden und dreckigsten Hof Deutschlands gefunden. Was für ein Kontrast, wenn ich an all die vielen Höfe auf der Fahrt hier hoch denke, die mich mit ihrer Sauberkeit und Ordentlichkeit echt beeindruckt haben. Alles sauber, gehegt und gepflegt.

 

In Cuxhaven angekommen beginnt es doch tatsächlich zu tröpfeln. Damit schaue ich mir die nähere Umgebung morgen an. Morgen ist Ruhetag und Genusstag. Ich will meine Fahrt vom Süden in den Norden, die hier den Abschluss findet, mit einer Wattenfahrt feiern. Danke Anke, für diesen Tipp!

Geplant:     93 km

 

Gefahren: 101,05 km

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