Es ist 08:12 Uhr, ich fahre los, bin rasch aus Fulda raus. Der Kohl riecht warm und füllt die Luft entlang der Felder; der Herbst naht.
Weiter geht’s, manchmal entlang der Fulda oder Waldsäumen, dann über Felder. Hie und da lass ich einen Schwarm Wachholderdrosseln aus einem abgeernteten Feld hochstieben, später sind es Bachstelzen. Die Landschaft zeigt, nebst schwer an ihren Äpfeln tragenden Bäumen und Auen, in der Ferne sanfte Hügel. Die Temperatur ist gerade angenehm, um kräftig in die Pedalen zu treten.
Alles ist gut ausgeschildert, inklusive der erforderlichen Umleitungen. Etwa acht Kilometer vor Schlitz bringen sich Fischer an den Armen der Fulda in Position. Es sind wenige Radfahrer unterwegs. In der ersten Stunde begegne ich gerade mal drei fernradfahrenden Männern und die erste mir entgegenkommende fernradfahrende Frau grüsst mich kurz nach 09:30 Uhr. Ansonsten sind Joggerinnen und Hündeler unterwegs oder in Kombination Hund mit Jogger.
Eigentlich könnte ich auf direktem Weg nach Melsungen fahren, doch ich mache den 1,5 Kilometer langen Abstecher nach Bad Hersfeld, denn sie soll eine sehenswerte historische Innenstadt haben. Zudem ist es Zeit für eine Pause und Verpflegung. Als erstes begegnet mir die Statue von Oberstleutnant Linng, er soll die Stadt vor Plünderern bewahrt und das Niederbrennen verhindert haben. Ob der Ausdruck jemanden zu «linggen» wohl von daher kommt?
Von weitem sehe ich den Turm der Stadtkirche und fahre dieser entgegen in der Annahme, dass da das Zentrum der historischen Innenstadt sein dürfte. Dem ist so.
Während ich mein Fahrrad abschliesse, kommt ein betagter Herr mit einem jüngeren um die 50 aus der Kirche. Nach einem kurzen Wortwechsel erhalte ich eine gratis Geschichtslektion. Die war spannend, aber so dicht, dass ich mir nur einzelne Ereignisse merken konnte.
Ich gönnte mir einen Salat und ein Kirschenschorle. Ja und als ich satt war und aus der Stadt raus über weitere Wiesen und Felder fahre, wundere ich mich über ein Holzlager, das befeuchtet wird und über die vielen Vogelbeobachtungsposten. Das erklärt sich nach einigen Kilometern. Es handelt sich hier um ein Biotopschutzgebiet, «Die Nassen Wiesen bei Meckbach», zum Schutze des Kiebitz. Toll.
Anschliessend ändert sich die Landschaft nicht mehr gross, nur dunkle Wolken ziehen auf und lassen mich im Ungewissen, ob es nun doch regnen will. Unterwegs fahre ich durch Rothenburg an der Fulda und Haydau.
Ich erreiche Melsungen trocken und fahre erst in die Stadt rein, bevor ich mich in die Höhe zur heutigen Übernachtungsstätte begebe.
Ach ja, unterwegs gab es noch eine lustige von Hand zu betreibende Fähre. Die Floss- und Wasserwander-Seilfähre am Standort der Gemeinde Morschen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Zuschauen konnt ich, doch ich wusste, dass meine Arme das nicht mitmachen. Deshalb fuhr ich über den Berg. Nichts Dramatisches, gut zu bewältigen.
Was für ein ereignisreicher Tag. Ich bin glücklich, dass meine Batterie mich bis hierher unterstützt hat. Sie meldet noch 4 km bis zur Verweigerung.
102,2 km hätten es sein sollen.
123,0 km habe ich errechnet, da mein aufzeichnendes Gerät ab 110,14 km keine Kapazität mehr hatte, um alles zu dokumentieren.
Unterkunft: Hotel Sonnenhof
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Eva (Sonntag, 20 August 2023 20:20)
Liebe Nora, vielleicht haben sich unsere Wege kurz in Fulda gekreuzt. Unser Zug erreichte am Freitag kurz vor 16.00 von Hamburg kommend Fulda.
Beeindruckend, welche Kilometerzahl du zurücklegst. Ich wünsche dir weiterhin ereignisreiche und schöne Etappen bis Hamburg.(?).
Herzlich, Eva
Nora (Montag, 21 August 2023 00:31)
Liebe Eva,
Freut mich dich anzutreffen!
Unterwegs kreuzten wir uns bestimmt. Ich bin jedoch erst etwas nach 19:00 h in Fulda angekommen, mit leichter Verspätung.
Ja, es tut gut kräftig in die Pedalen zu treten.
Bis gly, lieber Gruss