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Von Höxter über Hameln nach Minden

Kaum im Sattel gilt es die erste Umleitung zu nehmen. Vermutlich wegen der Gartenlandesschau, die offenbar an diversen Orten Deutschlands zurzeit stattfindet. Dadurch verpasse ich jedoch einen Blick auf das Schloss Corvay, das ein UNESCO-Weltkulturerbe sei und ca. 2,5 km ausserhalb Höxter liegen soll.

 

Schon am Morgen früh stehen die Kühe knietief in der Weser und lassen das kühle Nass um ihre Beine gleiten. Schafe und Schottische Hochlandrinder liegen oder stehen auch bereits im Schatten. Eine Nielgans stiebt davon, zwei kleine Winzlinge mit kräftig abgespreizten Flügeln springen ihr hinterher. Ich muss herzhaft lachen, das sieht so lustig aus.

Ich empfinde den Weserweg heute etwas langweilig. Gefallen tut mir indes die Ausschilderung in Deutschland. Bis auf wenige Ausnahmen kann ich mich stets rasch orientieren und im Rhythmus bleiben. Das gefällt mir. Also konzentriere ich mich heute auf den sportlichen Aspekt der Tour.

 

 

Ein erster Hingucker, ein Herrschaftshaus oder ein Schloss? Die Türme sehen speziell aus. In Bodenverder macht mich ein Schild auf Baron Münchhausen aufmerksam, er soll hier gewaltet haben. Ich fahre nicht ins Zentrum, werde heute genug fahren. Und dann ein Baggersee, aus dem man noch Kies herausholt. Ich schaue eine geraume Zeit zu und lausche dem metallenen Geräusch der sich hebenden und senkenden Schaufel.

In Hameln mache ich eine ausgiebige Rast. Hameln ist klein und hübsch. Den Brunnen zu Ehren des Rattenfängers von Hameln finde ich rasch. Witzig die gegossenen Mäuse, die man zwischen den Pflastersteinen entdecken kann und prächtig manche Hausfassade. Danach heisst es Kalorien zu mir nehmen, ich will nach den 70 km vom Morgen am Nachmittag gleich nochmals so viele fahren.

Für Autofahrer sehe ich: 30 km bis Minden. 30 km? Für Radfahrer 70 km? Alles klar, nachdem ich die ersten Felder links und rechtsrum und weiter mäandrierend zu umfahren habe. Zudem kommt Wind auf, Gegenwind, bis zum Bagger, der Kies aus dem See gräbt. Danach wird es wieder ruhiger.

 

Nach etlichen ausgeschilderten Umwegen, zum Teil wegen Bauarbeiten, zum Teil wegen Hochwasser (oder haben sie einfach vergessen, die Signalisation wegzunehmen?) ein Hinweis, dass der Umweg für alle gelte: Radfahrer, Skater, Rollstuhlfahrer, Insektarer. Insektarer? 😅

 

Ich fahre und fahre. Rote Backstein Häuser und Gehöfte sind häufiger zu sehen. Ich fahre und mache nicht mal ein Bild, suche den Werre-Weser-Kuss, entdecke nichts oder schaue ich am falschen Ort? Fahre, bis ich in Minden bin. Das Zentrum bietet nichts Besonderes, nicht mal der Domplatz. Also fahre ich weiter, über die Brücke bis zum Hotel. Geschafft!

Geplant: 136,7 km

 

Gefahren: 142,25 km

 

Unterkunft: Hotel Kronprinz, Minden