Hier war das, auf dem Weg von Ilanz den Fluss aufwärts! Gestern wanderten wir Vorderrhein aufwärts von Versam nach Ilanz. Heute geht es weiter von Ilanz in Richtung Disentis soweit wir Freude am Wandern haben. Unterwegs erklärt eine weitere Tafel, dass wir uns in einem Schutzgebiet von internationaler Bedeutung befinden. Die Ognas sind Reste von Talauen und Schwemmgebieten. Dieser Teil des jungen Vorderrheins ist ein bedeutender Lebens- und Brutraum für Eisvögel, Bekassinen, Wasseramseln oder eben auch das Braunkehlchen. Ja, selbst der Neuntöter und der Wiedehopf sollen hier anzutreffen sein. Grob gesagt, liegt das Schutzgebiet auf der Höhe von Waltensburg Vuorz und erstreckt sich über eine Länge von ca. 5 km bis 6 km.
Zu Beginn wandern wir durch die Auenlandschaft, dann parallel zum Rhein, der durch eine Wildhecke gesäumt wird. Der Fluss scheint schmaler zu werden, doch nicht minder lebhaft. Wieder gibt es viele Blumen zu bewundern. Heute sind dies die brennesselblättrigen, grossgewachsenen weissen und blauen Glockenblumen. Je weiter wir den Vorderrhein hoch wandern, umso sanfter wird die Landschaft. Um die Mittagszeit überqueren wir den Fluss auf der Höhe von Tavanasa – Danis. Es ist heiss, die Sonne brennt uns auf den Schädel. Gerne würden wir in einer kleinen Herberge einkehren, doch leider ist alles geschlossen und das eine, das offen hat, vermag uns nicht zu locken. Der Volg auf der anderen Talseite öffnet erst um 14.00 Uhr. So lange wollen wir nicht warten.
Am Dorfeingang zu Danis sticht einem sofort ein kunstvoll bemaltes Haus ins Auge, die Jugendherberge. Von der Terrasse winkt uns eine junge Frau fröhlich zu, so dass ich zu ihr hin gehe und frage, ob sie allenfalls Restauration anbiete. Sie bedauert, meint indes, sie hätte gerade Suppe auf dem Herd, wenn uns das diene. Sehr gerne, eine Pause am Schatten und eine Gemüsesuppe sind doch perfekt. Freundlichst werden wir durch ihren Partner und sie in Gespräche verwickelt und verwöhnt; Suppe, Brot, eine Schnitte Linzertorte, frisches kühles Wasser und Kaffee dazu. Es schmeckt herrlich und der Austausch ist spannend. Das Hostel Autra Caussa ist ein besonderer Ort. Alljährlich können Kunstschaffende anlässlich der «Autra Art», einem Streetart Festival dem Hostel ein neues Gesicht geben. Die Fassaden sind das ganze Jahr zur Besichtigung freigegeben. Wer in der Gegend ist, ein Besuch lohnt sich. Als wir bezahlen möchten, stellt man uns ein Kässeli hin, in das wir gemäss unserem Gutdünken etwas oder auch nichts einlegen dürfen. Mir gefällt das, unkompliziert, pragmatisch. Es war sehr sympathisch und friedvoll!
Weiter geht es zuerst wieder im Schatten der Hecke bis es dann definitiv zu heiss wird und wir nach gut 21 km genug haben. In Truns steigen wir in den Zug nach Disentis. Dort gönnen wir uns erst eine Glacé bis wir ans andere Dorfende zur Carina Lodge pilgern. Die Lodge hat eine einfache doch ausgezeichnete Küche und während meine Begleitung ein Glas Wein geniesst, ziehe ich bei diesem Wetter ein kühles Bier vor. Inzwischen ist es draussen zwar kalt geworden, so dass wir drinnen essen.
Morgen wollen wir mit der Rhätischen Bahn zurück nach Trin fahren und von dort Richtung Chur wandern. Den oberen Teil werden wir ein anderes Mal in Angriff nehmen.