Ich wollte heute mein Velo stehen lassen, doch zum Hof der Familie Stelling komme ich nicht ohne. Also fahre ich rechtzeitig los, will rechts abbiegen, wie mir google maps mitteilt, nur um zu lesen: «Durchfahrt verboten. Ihr Navi irrt!». Da sind wohl schon ein paar auf den Hof gefahren… Also fahre ich weiter geradeaus und stelle fest, dass der Weg gleich mal drei Kilometer länger wird...
Ich bin die Einzige, die mit dem Fahrrad daherkam. Ich bin auch die Einzige, die als Einzelperson aufgerufen wird, als es gilt einer Kutsche zugewiesen zu werden. Dafür freue ich mich über den Platz vorne neben dem Kutscher. Dieser heisst Sven, seine Pferde Marlo und Theo. Während wir in den Waldweg einfahren, erzählt er was in der Gegend so läuft, was ihre Themen sind und wie sich manches verändert. Vor einem Jahr noch hätten sie auf der Strasse fahren müssen. Da es beim Förster einen Wechsel gegeben habe, seien sie vorstellig geworden und der neue sehe manches offener als der vorangehende, womit sie nun eben durch den Wald fahren dürfen.
Die bedächtige Fahrt durch den Wald ist ungemein beruhigend. Hernach folgt ein kurzes Stück mit Heidelandschaft und blühender Erika, dann wieder Wald und anschliessend die unvermeidlichen Pflastersteine, bis wir am Strand ankommen. Die Pferde ziehen an und scheinen sich aufs Wasser zu freuen.
Es geht recht weit hinaus und Wasser hat es auch genug. Das ist auch der Grund, weshalb die Insel Neuwerk nicht angefahren wird. Für mich stimmt es. Was will man etwas riskieren, wenn die Pegelstände zu hoch sind? Unterwegs treffen wir auf die «Wattenpost», die Kutsche, welche die Post von der Insel aufs Festland und umgekehrt fährt. Auch wird erklärt, was das für Türme sind, die in grossen Abständen da draussen stehen. Das seien Rettungstürme, so gebaut, dass sie als faradayscher Käfig funktionieren. Es habe zwei Leuchtraketen und eine Wärmedecke. Sie müssten jedes Jahr ein paar Wattwanderer holen, da sie entweder zu weit raus gewandert sind oder zu lange draussen blieben.
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In Duhnen wird eine Stunde Mittagspause eingelegt. Hier gönne ich mir meinen Matjes!
Von weitem sehen wir auch die Kugelbake. Das ist ein aus Holz gebauter Leuchtturm und das Wahrzeichen von Cuxhaven. Sie stehe am nördlichsten Punkt von Niedersachsen und signalisiere die Grenze zur Binnenelbe. Hier werde ich mich kurz darauf ablichten lassen, nachdem die Wattwagenfahrt zu Ende ist und ich mit dem Velo wieder hierher zurückfahre. Auch hier hat mich google maps zwar kurz im Stich gelassen. Der Kilometer durch Sand wäre vermeidbar gewesen 😂
Kurz danach beginnt es erst sanft und dann sehr rasch heftig zu regnen. Das nennt sich wohl Wolkenbruch. Ich kann meine Schuhe ausgiessen, Jacke und die Socken auswinden. Der Regen kam schnell und heftig. Ich muss lachen, auch das gehört zu meiner Reise in den neuen Lebensabschnitt. Doch meine Überlegung so rasch wie möglich hochzufahren, um solche Ereignisse möglichst zu meiden, war richtig. Ich bin gerade richtig vergnügt.
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