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Wir bewegen uns

 

Baulärm begleitet mich, da in unmittelbarer Nähe eine Fassade renoviert und ein Haus hochgezogen wird. Täglich sehe ich unsere Nachbarn im Garten. Die einen hacken ihre Beete und pflanzen bereits Kartoffeln, die anderen ernten noch Rosenkohl und beschneiden ihren Busch- und Baumbestand.

 

 

Ich, wir, wir lesen viel, backen Kuchen, geniessen und wenn immer möglich schauen wir, dass wir seit dieser Woche jeweils morgens ein paar Kilometer unter die Füsse nehmen. Alles in unserer nächsten Umgebung. Wir sind privilegiert, hier auf dem Land. Viel frische Luft, kaum Leute und noch mehr Natur. Der Blick für Details schärft sich, die Arbeit ruht, meine Gedanken schweifen ab.

 

 

Blütenblättrig umwandern wir unser Dorf. Einmal hoch, dann seitlich, gestern nach unten und wieder hoch, heute soll es ostwärts gehen.

 

 

Wir steigen den Berg hinan. Der Juramergel knirscht unter den Schuhen, wenn nicht gerade ein feuchter Waldboden schmatzende Geräusche von sich gibt. Oben angekommen, sehen wir die Arbeit aus dem Holzschlag. Meterlang säumen Holzscheite den Weg. In der Lichtung zeigt sich der Bauernhof von Teuffelen. Zu. Sonst kann man in der Küche oder auf der Terrasse jeweils Kaffee oder Tee konsumieren. 

Wir geniessen stehend die Aussicht, beobachten noch kurz die Runden, die ein Junge auf dem Vorplatz mit dem Velo dreht und wandern dann weiter. Wir hören dem Vogelgezwitscher zu, beobachten einen Zitronenfalter, staunen über die zarten Blüten der Buschwindröschen, die Strahlkraft der Schlüsselblümchen. Alle Beobachtungen dauern etwas länger und erfolgen etwas eingehender als sonst. Der Blick schärft sich für Details, die schon lange nicht mehr so viel Bedeutung und Faszination auszulösen vermochten.

 

 

Wie immer lösen die unzähligen Zwerge, die sich im Wurzelwerk und Moos verstecken ein zufriedenes leises Schmunzeln aus. Ich stelle mir gleich vor, wie an langen Winterabenden eine Familie zusammensitzt, Steine bemalt, sich Geschichten erzählt, der Duft von Kaffee und Zimt in der Luft und die Zwerge dann im Frühling dem Strassenverlauf nach ausgelegt werden. Die Umgebung ist lauschig und einfach schön.

Nun geht es bergab. Von weitem sehen wir zwei Frauen, vielleicht Schwestern, mit vier Kindern. Wir holen aus zum grossen Bogen. Die zwei Frauen und Kinder, die zuvor

noch die ganze Strassenbreite nutzten, drängen sich an den Rand und stellen sich hintereinander auf. Auf Ohrenhöhe höre ich die Anweisung an ein Kind: «Grossen Bogen machen! So ist gut.» Ja, richtig im Moment. Doch was bedeutet dies langfristig für die Entwicklung von Kindern im Vorschulalter? 

 

 

Bleibt gesund!