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Wir sind auf den späteren Nachmittag auf die Schwägalp in die Alpina Hütte eingeladen und nutzen die Gelegenheit vorab endlich zum Äscher hochzuwandern, ein inzwischen weltberühmtes Berggasthaus, das an einer Felswand klebt. Seit National Geographic das Bild im Oktober 2015 auf ihrer Frontseite hatte und es als eine der Destinationen bezeichnete, die man besucht haben müsse sowie Fotos auf Instagram das ihre dazu beigetragen haben, ist der Ansturm so gross, dass die bisherigen Besitzer eben das Handtuch schmissen.
Wir starten bei prächtigem Wetter von Schwende AI aus. Schritt um Schritt geht es den steilen Berg hinan. Stotzig ist es, wie sie hier sagen. Es gilt 707 Höhenmeter zu überwinden und dies bei gut 30° C. Zum Glück sind Teilstücke bewaldet, so dass die Sonne nicht überall ganz so brennt. Je höher wir hinan steigen, umso näher kommen wir der Balm. Fast oben angelangt treffen wir auf Kühe, die es sich im Schatten des Steins gemütlich gemacht haben und die wohl etwas kühlere Atmosphäre zu geniessen scheinen. Es hat Leute unterwegs, indes nicht so viele. Die meisten nehmen die Gondel, um auf die Ebenalp zu gelangen. Ich möchte den Aufstieg, egal wie stotzig, nicht missen.
Denn, ist man oben und wirft einen Blick um die letzte Kurve, dann ist das schon sehr beeindruckend und wenn ich noch so viele Bilder gesehen habe! Ja, es hat viele Leute, doch die Stimmung ist locker und ruhig. Der Wechsel auf der Aussichtsplattform ist rege. Niemand wartet lange auf einen Sitzplatz und das Plättli für zwei Personen mundet hervorragend. Je ein halber Liter alkoholfreier saurer Most und Flauder dazu; das Essen ist perfekt.
Solchermassen gestärkt steigen wir noch kurz zum Wildkirchli, das auf der Liste der Kulturgüter von nationaler Bedeutung aufgeführt ist, hinauf zur Ebenalp. Der Weg führt an einem Felsband vorbei, durch die Wildkirchlihöhlen, die als Kraftort gelten. Auf diesem Weg sieht man sofort, wer hochgewandert und wer mit der Gondel eingetroffen ist. Niemand wandert in Badelatschen und Riemchensandalen den Berg hinauf und trotzdem, alle begegnen sich rücksichtsvoll und scheinen Achtung vor dem Ort zu haben und die Aussicht, die Bewegung und Luft zu geniessen.
Von der Ebenalp erhasche ich einen Blick auf den Bodensee und sehe wie weit ich mit dem Velo in den letzten Tagen gefahren bin. Ein Ziel, mich als Teilpensionierte öfter zu bewegen, scheine ich ganz gut zu erreichen.
Für uns beginnt der Abstieg, als plötzlich ein lautes Sirren zu vernehmen ist. Ein jüngeres asiatisches Paar lässt eine Drohne steigen. Ich will mir nicht vorstellen, wie laut das ist, wenn mehrere hier oben ihre Drohnen steigen lassen. Das Teil ist ziemlich laut und ich bin überrascht, dass die meisten Wanderer hier oben, egal woher sie kommen, irritiert den Kopf schütteln. Ein «richtiger» Wanderer im roten Karohemd und Wanderschuhen an den Füssen geht auf das Paar zu und spricht sie an. Keine Ahnung wie sie sich verständigt haben, doch das Sirren hört kurz darauf auf.
Ich bin froh, war ich hier. Es IST umwerfend!
